Quelle: Kreiszeitung vom 13.9.22

 

Lea Hillmer war „erst einmal sprachlos“. Mario Mohrlands Mitteilung in der teaminternen WhatsApp-Gruppe, einen Tag vorm Oberliga-Start mit der HSG Hunte-Aue Löwen als Trainer zurückzutreten, hatte die Kapitänin des Handballfrauenteams „sehr überrascht“. Wie so viele beim Aufsteiger vor dem letztlichen 27:30 bei Drittliga-Absteiger TV Oyten, bei dem der ehemalige Teammanager und Co-Trainer Rehman Ahmad am Sonntag kurzfristig als Coach einsprang. Wie geht es nun weiter auf der Trainerposition?

Diepholz – „Wir werden das in diesen Tagen in Ruhe entscheiden. Die Dinge sind gerade mal zwei Tage alt“, erklärt Ulrich Preen, sportlicher Leiter der Löwinnen, am Montag: „Wir sind kein Profiverein, der sofort einen Nachfolger parat hat.“ Mohrlands Nachricht sei auch für Preen unerwartet gekommen. Weiter wollte er die Entscheidung nicht kommentieren, „der Sachverhalt ist eindeutig“.

Rehman Ahmad „die beste Option“

„Das ganze Team hat einen Tag vorm Spiel nicht damit gerechnet“, sagt Hillmer am Montag: „Wir mussten ganz schnell viel organisieren.“ Die Kapitänin überzeugte noch am Samstagabend gemeinsam mit Teamkollegin Karla Witte Rehman Ahmad, auszuhelfen: „Wir alle kennen ihn und wollten jemanden auf der Bank haben, der uns Sicherheit gibt. Da war er die beste Option. Er hat es gemeinsam mit seinem Bruder Osman gut gemacht.“

„Zu diesem Thema hat es immer wieder Diskussionen gegeben“

Der aktuelle Co-Trainer Klaus Klostermann konnte kurzfristig nicht einspringen, weil sich der 59-Jährige auf einer Wochenend-Radtour in Lübz in Mecklenburg-Vorpommern befand. „Mario hat mich bereits am Freitag über seine Entscheidung informiert. Inhaltlich kann ich ihn verstehen, auch wenn man da vielleicht etwas flexibler sein muss.“ Mohrland hatte die seit der Vorsaison anhaltend geringe Trainingsbeteiligung als Rücktrittsgrund genannt: „Das ist ein Punkt, der nicht optimal gelaufen ist. Als Spielerin muss ich mich auf dem Niveau auch fragen: Wie viel ist mir mein Hobby wert?“ Klostermann berichtet: „Zu diesem Thema hat es immer wieder Diskussionen gegeben, aber der Rücktritt hat sich für mich trotzdem nicht angedeutet. Der Zeitpunkt und die Form der Mitteilung sind äußerst ungünstig. Da hätte ich mir von ihm ein persönliches Gespräch mit der Mannschaft gewünscht.“ Mohrland hatte am Sonntag erklärt, dass ihm so kurzfristig keine andere Wahl als die WhatsApp-Nachricht geblieben sei.

„Der Zeitpunkt war scheiße“

„Mario hat mich später am Samstag noch angerufen“, berichtet Hillmer: „Ein gutes und respektvolles Gespräch. Wir waren häufiger mal nicht so viele beim Training, aber wir verdienen auch alle kein Geld mit Handball. Ich finde es schade, dass er aufhört. Der Zeitpunkt war scheiße, aber das wäre er auch in zwei Wochen gewesen. Letztlich hatten wir viel Erfolg mit ihm und müssen seine Entscheidung akzeptieren.“ Übergangsweise leite die 25-Jährige das Training – gemeinsam mit Kollegin Kristina Logvin. Denn Rehman Ahmad hatte bereits am Sonntag ausgeschlossen, Trainer zu bleiben: „Ich habe mehrere Physio-Praxen und eine Familie.“ Auch Klostermann möchte die Chefrolle nicht übernehmen, aber „als Co-Trainer beim Team bleiben und am Samstag im Heimspiel gegen die HSG Osnabrück auf der Bank sitzen“. Noch ist offen, ob dann ein neuer Chef neben ihm Platz nimmt.

Bewiesen, dass uns nichts so schnell aus der Bahn wirft.

HSG-Kapitänin Lea Hillmer über das Spiel nach dem Trainer-Aus