Quelle Kreiszeitung vom 4.1.24

SPORTLERWAHL: Wenn die ersten Party-Hits nach der Schlusssirene verklungen sind und die Löwinnen vom Siegestanz im Kreis zum Wischen des Hallenbodens übergegangen sind, dann zieht langsam der Duft von Pizza durch die Diepholzer Mühlenkamphalle. Das untrügliche Zeichen – die Lieferung ist da. Die Bestellung für Mannschaft, Trainer und Staff gehört zu den festen Ritualen der Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen.

Diepholz – Das italienische Essen dient als Grundlage für die bevorstehende Partynacht in der Körstube. Dort, in der urigen Kneipe im Herzen von Diepholz, stoßen die Lady Lions gerne auf ihre Triumphe an. Und von denen hat es für den amtierenden Oberliga-Vizemeister im Jahr 2023 etliche gegeben.

Als Aufsteiger spielte sich die Mannschaft des Jahres 2022 in der Nordsee-Staffel „in einen Flow“, wie der Sportliche Leiter Ulrich Preen stolz zurückblickt. Platz zwei, den größten Erfolg in der Geschichte der Damen-Abteilung, feierte das Team nach der Saison 2022/23 in der Düsseldorfer Altstadt.

„Ich denke gerne zurück an die Siege zu Hause gegen die Topteams – wie gegen Oyten“, erinnert sich Kapitänin Lea Hillmer. Bis zu 500 Zuschauer verfolgten diese Schlachten. Nach einem nervenaufreibenden Titelrennen fehlte den Löwinnen im direkten Vergleich mit Champion Oyten nur ein Tor zur Meisterschaft. Auf den damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga hätte die HSG aber aus finanziellen und organisatorischen Gründen verzichtet. Hillmer stimmte auch der Vize-Titel froh – „ein schönes Geschenk“ für das Trainerteam aus Medea Mosel und Klaus Klostermann, das sich tränenreich verabschiedete. Das Duo war eingesprungen, nachdem Mario Mohrland einen Tag vorm Auftakt überraschend zurückgetreten war.

„Wir waren alle sehr froh, dass zwei so tolle Menschen nach dem holprigen Start übernommen haben“, sagt Hillmer, die in der Vorsaison das Trainerteam komplettierte. „Es war richtig super, diese Mannschaft mit all ihren Persönlichkeiten zu trainieren“, sagt Klostermann, der dem Club 47 Jahre lang diente. Aus zeitlichen Gründen hörte der 61-Jährige auf, erklärt schmunzelnd: „Aber zumindest auf meinem T-Shirt sehe ich das Team ja noch.“ Selbiges hatte die Mannschaft mit einem Teamfoto bedruckt und dem Coach zum Abschied geschenkt.

„Wir sind ganz verschiedene Charaktere, aber mit krassem Zusammenhalt“, findet Hillmer: „Wir haben dem Handball Privates oft untergeordnet. Einige sind nach Nachtschichten gleich in den Bus gestiegen.“ Und mit dem rissen die Löwinnen für ihre Auswärtsfahrten etliche Kilometer ab – nach der Umgruppierung mittlerweile in der Niedersachsen-Staffel.

Sie hat sich als „stärker“ erwiesen als die Oberliga Nordsee, wie Hillmer feststellt. Da sei es aus sportlicher Sicht gut gewesen, dass Kai Freese die Löwinnen so gut auf die Gegner vorbereitet habe. Zwar entließ der Club den Trainer Ende Dezember nach nur einem halben Jahr im Amt schon wieder wegen mangelnder Chemie zwischen ihm und der Mannschaft, dennoch konnten Hillmer und Co. ihre mittlerweile gerissene Ungeschlagen-Serie in der „Mühlenkamphölle“ noch auf knappe vier Jahre ausbauen. So mischt die HSG auch in dieser erst zweiten Oberliga-Saison in der Spitzengruppe mit.

„Ich denke, wir wollen in die Regionalliga“, sagt Hillmer. Für die Klasse, die ab 2024 eingeführt wird, qualifizieren sich fix nur die Top 3. Erneut Platz zwei – und die Löwinnen wären dabei.