Quelle Kreiszeitung vom 24.5.22 ( Cord Krüger)

Einiges an sportlicher Qualität verlässt den Handball-Oberligisten HSG Hunte-Aue Löwen zum Saisonende. Vor allem aber verliert der Verein besondere Menschen und Publikumslieblinge, wie sich während der Verabschiedung zeigte.

Diepholz – Vielleicht wäre die Stimmung in der Mühlenkamphalle vor dem Anwurf besser gewesen. Verständlich aber, dass diese Zeremonie erst nach der Schlusssirene dieses so wichtigen Heimspiels vonstatten ging. Schließlich sollte nichts die Konzentration aufs Kellerduell stören. Also verabschiedete die HSG Hunte-Aue Löwen nach ihrem 26:26 gegen die TSG Hatten-Sandkrug fünf Handballer, die dem Oberligisten fehlen werden – sportlich, aber auch menschlich, wie in den Wortbeiträgen durchklang. Besonders traurig für die Fans: Vier Eigengewächse gehen – und mit ihnen zusammen etwa 70 Jahre HSG-Historie.

Lasse Thiemann: „Mir blutet das Herz“

Für Luis Varela hingegen endete an der Hunte ein vergleichsweise kurzes Intermezzo: Der erst im Herbst nach Barnstorf gekommene Portugiese wechselt zum aus der Dritten Liga abgestiegenen ATSV Habenhausen. „Du bist zwar noch gar nicht so lange bei uns, aber wir hatten eine schöne Zeit mit Dir. Mir blutet das Herz“, gestand Lasse Thiemann als Geschäftsführer der „Handball BaDi GmbH“, „denn Du bist wirklich ein Klasse-Typ, und ich hatte einige Pläne mit Dir.“

Während Varela ein Mannschaftsbild von den Löwen erhielt, bekamen die danach verabschiedeten vier „Urgesteine“ der HSG je eines ihrer Trikots – gerahmt.

Jan Linné immer unter den besten Werfern der Oberliga

Linkshänder Jan Linné, der eine Auszeit nimmt, habe sich in den vergangenen Jahren „immer unter den Top Ten der Torschützenliste der Oberliga“ befunden, stellte Thiemann heraus. „Vielen Dank für viele Treffer“, sagte er zum 27-Jährigen. „Und wir hoffen, dass wir gemeinsam – dann mit Dir auf der Tribüne – hier weiter Oberliga-Handball anschauen können.“

„Freddy“ Hohnstedts Höchstleistungen im Kasten – selbst unter Schmerzen

Torhüter Frederik Hohnstedt steht künftig im Kasten des Landesligisten SFN Vechta – unter der Leitung des früheren HSG-Spielers und Zweitherren-Trainers Raul Ferent, der die Südoldenburger jetzt zum Aufstieg geführt hat. „Freddy war immer überragend im Tor – aber vor allem dann, wenn er einen Ball ins Gesicht bekommen hat“, scherzte Hallensprecher Matthias Giese über schmerzhafte Szenen wie vor gut vier Jahren gegen den TV Cloppenburg, als er danach zur Höchstform auflief. Thiemann erinnerte an starke Spiele wie in dieser Saison beim Sieg gegen Altjührden. Sein ganzes Handballer-Leben hat Hohnstedt für die HSG Körper, Kopf und Knochen hingehalten – unterbrochen nur durch seine Berufsausbildung und ein Engagement beim dortigen HC Bad Oeynhausen.

Kevin Heemann guter Werbeträger als Spieler und Schiri

Einer, der nie weg war, heißt Kevin Heemann, der es auf über 20 Jahre bei der HSG bringe, wie Giese herausstellte. „Trotzdem bist Du gefühlt einer unserer Youngster“, sagte Thiemann zum 25-Jährigen: „Wir bedanken uns für Deine Tore und stetigen Einsatz in der Abwehr, was die Gegner der Verzweiflung nahe gebracht hat.“ Doch für seinen künftigen Club TV Cloppenburg müsse er ja nicht unbedingt so zu Werke gehen, wenn die Spiele gegen die Löwen anstehen sollten . . .

Abseits seiner Einsätze als Rechtsaußen hat der angehende Lehrer der HSG übrigens überregional ebenfalls zu einem guten Ruf verholfen – als hochklassig pfeifender Schiedsrichter bis hin zur A-Jugend-Bundesliga. Nun hat der gebürtige Diepholzer einen Wunsch: einen Sieg im letzten Saisonspiel am Samstag in Haren: „Jetzt müssen wir zwei Punkte holen, denn keiner von uns möchte hier mit dem Abstieg gehen.“

Kapitän Quader mit „30 weiteren Aufgaben“ betraut

Auch Cedric Quader leistet abseits der Spiele ebenfalls Unzählbares für seinen Verein. „Du bist zu Recht unser Kapitän, haust Dich rein, gibst immer alles, mit Leidenschaft und Freude“, stellte Giese heraus. Eigentlich sei der 30-Jährige „viel zu jung für eine Pause“, meinte der Hallensprecher weiter. Lasse Thiemann adelte ihn als Motivator, Abwehrchef, Kapitän und jemanden, der noch „mit 30 anderen Aufgaben betraut“ sei. Er versprach mit Blick auf eventuelle Aushilfen in der Ersten: „Dich werden wir im Auge behalten.“

„Schon immer“ spielte der Kreisläufer für die HSG, die damals noch HSG Barnstorf/Diepholz hieß. „Und Heiner Thiemann war damals auch schon teilweise mein Trainer“, sagt er über seinen jetzigen Coach. „Aber so richtig Handball beigebracht hat mir Edelhard Rechtern“, sagte er über die Trainerlegende.

Marko Pernar Spieler der Saison

Zum Spieler der Saison wählten die Löwen-Fans Marko Pernar. Dafür erhielt der Mittelmann nach dem letzten Heimspiel einen Pokal.