Quelle: Kreiszeitung vom 21.12.23 (, )

Handball-Oberligist HSG Hunte-Aue Löwen hat Trainer Kai Freese (50) entlassen. Über die Gründe der sofortigen Trennung vom Löwinnen-Coach, der erst im Sommer 2023 gekommen war, spricht der Sportliche Leiter Uli Preen. Und natürlich kommt auch Freese ausführlich zu Wort.

Diepholz – Paukenschlag bei der HSG Hunte-Aue Löwen. Der Frauenhandball-Oberligist, aktuell auf Platz drei, hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Trainer Kai Freese getrennt. Der 50-Jährige war erst vor der Saison zu den Löwinnen gekommen – und ist nun, etwa ein halbes Jahr später, schon wieder weg.

„Uli (der Sportliche Leiter Ulrich Preen, d. Red.) hat mich vor ein paar Tagen angerufen und mitgeteilt, dass die Zusammenarbeit beendet wird. Wir gehen im Guten auseinander, aber den Zeitpunkt fand ich sehr überraschend“, bestätigt Freese entsprechende Informationen dieser Zeitung über seine Entlassung – und zwar per Sprachnachricht. „Weil ich noch krank bin, eine Lungenentzündung. Da muss ich mit meinen Kräften haushalten“, erklärt er die Art der Kontaktaufnahme.

An seinen Fähigkeiten als Handballtrainer liegt der Rauswurf nicht, betont Preen, der von einem „ruhigen und professionellen Gespräch“ mit dem Ex-Coach berichtet: „Kai ist ein herausragender Fachmann, hat sehr gute Trainingsarbeit gemacht und war total engagiert. Aber es muss eben auch das Gesamtpaket und der Deckel auf den Pott passen, die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer muss stimmen.“ Und da habe es Defizite gegeben.

Bei seiner Verpflichtung im Sommer als Nachfolger von Klaus Klostermann und Medea Mosel dürften die Verantwortlichen gewusst haben, was für ein Trainer-Typ der Mann aus Vechta ist. Eher kein Kumpel der Spielerinnen, dafür extrem leistungsorientiert. Ob das mit einer Mannschaft zusammenpasst, die vor allem vom guten Zusammenhalt und Teamgeist lebt und auch abseits der Halle viel gemeinsam unternimmt, war die spannende Frage. Die Antwort ein paar Monate später: Nein!

Freese habe die Löwinnen zwar sportlich weiterentwickelt, betont Preen. Was das Zwischenmenschliche angeht, häuften sich jedoch die kritischen Stimmen. Kapitänin Lea Hillmer erklärt zum Aus des Trainers lediglich, „dass die gesamte Mannschaft“ hinter der Entscheidung stehe – und sie sich nicht weiter äußern möchte.

Völlig unerwartet kommt die Trennung nach dem letzten Spiel des Jahres nicht. Seit Freeses Dienstantritt schwang immer der Eindruck mit, dass die Löwinnen und ihr neuer „Dompteur“ nicht 100-prozentig harmonieren. Auch nach Siegen wirkte Freese oft unzufrieden und sparte nicht mit Kritik. Er beklagte früh und häufig die Urlaubsreisen seiner Spielerinnen während der Vorbereitung oder der laufenden Saison und die mangelnde Trainingsbeteiligung insgesamt. „Ein Riesenproblem“, sagt Freese auch jetzt noch: „Das war in Summe viel zu wenig. Da erwarte ich einfach viel mehr. Wenn du sportlich etwas entwickeln willst, musst du die Mädels auch mal konstant im Training haben. Ich glaube, ich habe in keiner Einheit den gesamten Kader zur Verfügung gehabt.“ Unter diesen Voraussetzungen sei Platz drei in der starken Oberliga Niedersachsen „mehr als achtbar. Die Mannschaft steht sportlich bestens da.“

Dennoch gab es Probleme zwischen Mannschaft und Coach. Im November berichtete Rückraumspielerin Anna Kemper sogar von einer „internen Diskussion um den Trainer“. Dabei ging es auch um die Arbeitsweise (beispielsweise lange Video-Analysen der Gegner) und die hohen Ambitionen des Coaches, der zuvor (bis zu seiner Entlassung im März 2023) das Frauenteam des TV Oyten trainiert hatte. Bei den Löwinnen liege „der Fokus nicht unbedingt auf dem Leistungssport, sondern mehr auf anderen Dingen drumherum“, urteilt der frühere Drittliga-Trainer.

Nach der Aussprache mit dem Team sei der 50-Jährige laut Kemper zwar kommunikativer und der Mannschaft gegenüber deutlich positiver aufgetreten. Trotzdem zieht der Verein nun einen Schlussstrich.

Ein langfristiges Engagement bei der HSG hätte es aber ohnehin nicht gegeben, betont Freese: „Fakt ist: Ich hätte meinen Vertrag im Sommer nicht verlängert, weil ich andere Dinge im Leistungssport erwarte – und die sind in Teilen von der Mannschaft so nicht gewollt worden. Das muss man dann akzeptieren.“

Und wie geht es nun bei den Löwinnen weiter? Wer steht beim ersten Spiel im neuen Jahr am 20. Januar an der Seitenlinie? Offen! „Wir haben einen guten Plan und arbeiten mit Hochdruck daran, bis zum Trainingsstart Anfang des Jahres eine Nachfolgeregelung zu haben“, verrät Preen, ohne Details zu nennen. Möglich ist auch eine Interimslösung bis Saisonende.

Freese-Vorgänger Klaus Klostermann wird jedoch nicht erneut einspringen. Preen dazu: „Da anzufragen, ist zwecklos. Klaus hat sich ja klar positioniert.“