Quelle: Kreiszeitung vom 20.11.23 ()

Zu große Lücken in der Deckung und vorn zu viel liegen lassen – in Summe führte dies am Sonntagabend zur 31:33 (18:16)-Heimniederlage der Löwen-Handballerinnen gegen das blutjunge Team vom TV Hannover-Badenstedt II. Eine „verdiente Niederlage“, wie der „richtig enttäuschte“ HSG-Trainer Kai Freese befand. Überrascht hatte ihn der Dämpfer, der sein Team auf Platz vier der Oberliga zurückwarf, nicht: Mit den jüngsten Leistungen im Training war er nicht einverstanden.

Starke Keeperin Kühling im Gesicht getroffen

Diepholz – Rike Kühling lehnte leicht benommen an der Bande vor der Tribüne der Diepholzer Mühlenkamphalle und hielt sich das Gesicht. Zweieinhalb Minuten vor Schluss des Heimspiels ihrer HSG Hunte-Aue Löwen gegen den TV Hannover-Badenstedt II hatte die Torhüterin von rechtsaußen aus kurzer Distanz den Handball an den Kopf bekommen. Die Keeperin, mit zwölf Paraden am Sonntagabend einer der Lichtblicke im Team des bisherigen Oberliga-Zweiten, hielt zwar bis zum Ende durch – die 31:33 (18:16)-Niederlage gegen den neuen Tabellendritten konnte aber auch sie nicht mehr verhindern. „Jetzt fühle ich mich wie nach einer Botox-Behandlung“, gestand die 25-Jährige: „Die Lippe ist angeschwollen und innen geplatzt – mal sehen, wie das gleich aussieht.“

„In der Abwehr rapide abgebaut“

Tatenlos zusehen musste sie vorher, als ihre Kolleginnen vorn besonders nach der Pause mit vielen Fehlwürfen und reichlich Luft nach oben in der Rückwärtsbewegung auf die Verliererstraße gerieten. „Wir hatten zu viele individuelle Fehler und standen vor allem in der zweiten Halbzeit zu instabil in der Deckung“, nannte Kühling den Hauptgrund für die „verdiente Niederlage“, wie ihr Trainer Kai Freese urteilte: „In der Abwehr haben wir rapide abgebaut und vorn zu überhastet geworfen – ohne Vorbereitung. Wir hatten klare Konzepte, an die sich dann nicht mehr gehalten wurde.“

Neun Tore von Kim Klostermann reichen nicht

Zunächst sah das noch anders aus. „In den ersten 20 Minuten haben wir uns an das Konstrukt gehalten, das Kai uns an die Hand gegeben hat“, fand Kühling. Dennoch sahen die gut 180 Zuschauer eine von beiden Seiten recht fahrig geführte Anfangsphase mit reichlich technischen Fehlern. Doch dann arbeiteten sich die Löwinnen in die Partie – auch, weil Kühling mal wieder einen starken Abend im HSG-Kasten erwischte. Nach ihrer dritten von insgesamt acht Paraden bis zur Pause glich die am Ende neunfache Torschützin Kim Klostermann zum 3:3 (8.) aus, Larissa Gläser stellte mit ihrem zweiten Treffer auf 7:5 (12.). Die Kreisläuferin holte auch den Siebenmeter heraus, den Klostermann zum 8:7 verwandelte – der Auftakt zu ihrem Dreierpack zum 10:7 (18.). Jetzt schienen die Lady Lions drin in der Partie: Eine Klostermann-Fackel zum 12:7, Anna Kempers Tempogegenstoß und ein weiterer Gewaltwurf von Lea Hillmer zum 13:8 (21.) schienen die jungen Gäste mit ihrem Durchschnittsalter von gerade mal 18 Jahren ziemlich zu beeindrucken. „Das war eigentlich deren B-Jugend“, berichtete Kühling. Doch die Zeitstrafe gegen Gläser nutzte der TV effizient, um auf 12:14 zu verkürzen. Bei Klostermanns 16:13 über Hannovers Innenblock schienen sich die Hausherrinnen wieder gefangen zu haben, „aber in den letzten acht Minuten der ersten Halbzeit haben wir in der Abwehr extrem nachgelassen“, rügte Freese: „Das habe ich in der Pause angesprochen und davor gewarnt, dass dadurch so ein Spiel kippen kann.“

Oberliga Frauen

HSG Hunte-Aue Löwen – TV Hannover-Badenstedt II 31:33 (18:16)Löwinnen: Kühling, Michel ( 44. – 50.) – Bahr, Gläser (2), L. Witte (3), Dießel (2), K. Witte (5), Scheper, Hillmer (7), Meyer, Klostermann (9/4), Kemper (3), Kambacheva, Buchwald. Siebenmeter: Löwen 4/4, Badenstedt II 5/3; Zeitstrafen: Löwen 4, Badenstedt 8. Schiedsrichter: Volker Bartel/Frank-Joachim Weiß (HSG Hannover-West/TSV Anderten).

Genau so kam es. Nach dem Seitenwechsel drehte die Drittliga-Reserve auf, während sich bei den Löwinnen Pass- und Fangfehler einschlichen – gepaart mit den von Freese monierten Fahrkarten im Abschluss. „Wenn sich einige lieber selber in Szene setzen, muss es auch klappen“, forderte Kühling.

Stattdessen gelang der HSG in der rabenschwarzen Phase zwischen der 39. und 49. Minute kein einziger Treffer mehr, sodass die Badenstedterinnen von 23:23 auff 27:23 (49.) davonzogen – eine zu hohe Hypothek für die Crunchtime.

„Ich bin richtig enttäuscht“, gestand Freese nach dem Dämpfer, der sein Team auf Platz vier des Tableaus sacken ließ. „Aber diese Niederlage hat sich nach der Trainingsleistung der letzten Woche angedeutet: Heute fällt mir niemand ein, der Führungsqualität gezeigt hat.“