Quelle: Kreiszeitung vom 30.3.23

Kim Klostermann bietet sich bei Instagram derzeit bei Vereinen an. Doch dabei handelt es sich um einen Social-Media-Betrug. Denn die Probetrainingsanfragen stammen gar nicht von der Löwen-Handballerin, sondern von einem Fake-Account. Dieser missbraucht ihren Namen. Wie die 24-Jährige davon erfuhr, was sie darüber denkt und warum auch die TSG 07 Burg Gretesch und die HSG Osnabrück unter der Täuschung leiden.

Diepholz – Arm in Arm mit ihren Mitspielerinnen tanzte Kim Klostermann im Kreis. Die Handballerin feierte am Samstag mit ihren Teamkolleginnen von der HSG Hunte-Aue Löwen die Rückeroberung der Oberliga-Tabellenspitze. Der 38:25-Heimerfolg gegen Neerstedt war eine willkommene Ablenkung für die 24-Jährige. Denn Klostermann litt in den vergangenen Wochen unter einem Identitätsmissbrauch. Die Löwin war mehrfach Opfer eines dreisten Social-Media-Betrugs.

Der mittlerweile nicht mehr existierende Account „greteschhandball_jugend“ schrieb bei Instagram Handball-Teams an und bat um ein Probetraining. In den Nachrichten gab sich der Absender als Kim Klostermann von den Löwinnen aus. So weit, so rätselhaft.

Klostermann: „Das ist schon blöd“

Klostermann habe davon erfahren, nachdem sich angeschriebene Mannschaften direkt an ihren Privat-Account gewendet hatten – erstmals vor dem Spitzenspiel gegen die SG Friedrichsfehn/Petersfehn Anfang März. „Das ist schon blöd. Und ich verstehe auch nicht, warum man so etwas macht. Wie viel Langeweile muss man haben?“, fragt sich Klostermann.

Die Spielerin, zugleich A-Jugendtrainerin bei den Löwinnen, nennt drei Mannschaften, bei denen die Fake-Anfrage aufflog: SFN Vechta, die SG Findorff und TuS Frisia Goldenstedt. „Die Vereine haben zum Glück gemerkt, dass ich es nicht bin, weil sie mich kennen. Andere haben aber auch gefragt, warum ich denn nicht zum Training erschienen bin. Und ich möchte nicht wissen, wie viele Vereine da noch angeschrieben wurden, von denen ich nichts weiß“, sagt die Verwaltungsfachangestellte aus Goldenstedt.

Plötzlich ruft die Findorff-Trainerin beim Sportlichen Leiter der Löwinnen an

Erst über Umwege war die Fake-Anfrage an Findorff durchgesickert. „Uli Preen hat mich plötzlich angerufen: ,Kim, ich dachte, du bleibst bei uns?!’“, zitiert Klostermann den Sportlichen Leiter der Löwinnen. „Die Trainerin aus Findorff (Corinna Wannmacher, d. Red.) rief mich an. Sie war verwundert über Kims Interesse an einem Probetraining, konnte es sich gar nicht vorstellen und ich mir auch nicht“, berichtet Preen: „Ich habe Kim dann gefragt, ob ich sie schützen kann.“

Klostermann bleibt bei den Löwinnen

Die Löwinnen handelten schließlich, stellten in einer Story auf ihrer Instagram-Seite klar, dass es sich bei den Probetrainingsanfragen von „greteschhandball_jugend“ um eine Täuschung handelt und Klostermann auch in der kommenden Saison für die Lady Lions spielen wird. Klostermann habe zudem überlegt, Anzeige zu erstatten.

Die TSG 07 Burg Gretesch distanzierte sich wiederum auf ihrem offiziellen Instagram-Kanal „greteschhandball“ von „greteschhandball_jugend“: „Es gibt einen Fake-Account, der sich als Jugendseite unserer Handballabteilung ausgibt. Jedoch wird dieser nicht von uns betrieben. Wir bitten euch, dem Account zu entfolgen, keine Anfragen anzunehmen und den Account zu melden.“

„Das Ganze ist schon ärgerlich“

Claus Cordes, Abteilungsleiter bei der TSG und Teil des Social-Media-Teams, erklärt: „Wir waren alle sehr erstaunt. Das Ganze ist schon ärgerlich. Zumal noch mehr Handballerinnen betroffen sind. Leider ist es relativ einfach, sich anonym unter anderem Namen anzumelden. Das sieht dann erst mal offiziell aus.“ Der nicht mehr vorhandene Account „greteschhandball_jugend“ habe laut Cordes auch das Vereinsheim als Profilbild verwendet – „allerdings das der Fußballer“, wie er erklärt.

„Nichts Widerrechtliches zu erkennen“

Sein Club habe den Kanal gemeldet, um ihn löschen zu lassen. „Die Rückmeldung von Instagram war aber, dass da nichts Widerrechtliches zu erkennen sei. Man kann nur aufklären“, so Cordes. Denn, wer dahinter steckt, „gibt Instagram nicht preis“.

Laut Cordes benannte sich der Account am vergangenen Sonntag um, heißt nun „hsgosnabrueck_.jugendhandball“. Fabian Siebert aus dem Vorstand der HSG Osnabrück bestätigt, dass es sich bei dem Kanal mit seinen 15 Followern und null Beiträgen (Stand Mittwoch, 29. März) um Fake handelt. Darauf wies sein Verein auf dem offiziellen Account bereits hin: „Es ist leider nichts Neues, dass es da Leute gibt, die gerne sich und andere beschäftigen.“ fat

WhatsApp-Täuschung

Das gleiche Spiel wie bei Instagram läuft derzeit bei WhatsApp. Auch bei dem Messenger-Dienst gebe sich eine Person als Kim Klostermann aus und frage bei Handball-Teams nach einem Probetraining. Das berichtet die Handballerin der Löwinnen, nachdem sie über ihre Kontakte zu anderen Vereinen davon erfahren hatte.