Quelle: Kreiszeitung Malte Rehnert
Die Tradition der Spielertrainer lebt wieder auf beim Handball-Verbandsligisten HSG Hunte-Aue Löwen: Mittelmann Marko Pernar (29) wird den Oberliga-Absteiger als Spielertrainer übernehmen und sagt: „Ich habe richtig Bock darauf.“
Diepholz – Vor 35 Tagen, am 28. Mai, waren die Gesichter traurig und lang bei der HSG Hunte-Aue Löwen. Sehr lang sogar. Nach der 26:29-Niederlage beim TuS Haren stand der historische Abstieg aus der Handball-Oberliga fest. Die Zukunft sah, auch wegen des Weggangs mehrerer Leistungsträger, nicht gerade rosig aus. Inzwischen haben sich die Löwen geschüttelt und berappelt – und eine wichtige Entscheidung getroffen für die kommende Saison in der Verbandsliga.
Marko Pernar, Mittelmann und mit 153 Treffern Top-Torschütze der HSG in der vermaledeiten Abstiegssaison, bekommt mehr Verantwortung und wird Spielertrainer. „Darauf habe ich richtig Bock“, sagte der 29-Jährige, der bereits über den Vorbereitungsplänen brütet, am Freitagabend. Und Löwen-Geschäftsführer Lasse Thiemann findet: „Das ist eine sehr, sehr gute Wahl.“
Dem neuen Coach zur Seite stehen weiterhin Denis Maksimovich als „Co“ sowie Andreas Geweiler (Athletik und Fitness-Trainer), Jürgen Nackenhorst (Betreuer) und Carsten Voss (Teammanager). Zudem wird es offenbar keinen weiteren personellen Aderlass im Kader geben, stattdessen laufen „vielversprechende Gespräche“ mit potenziellen Neuzugängen, verrät Lasse Thiemann.
Sein Vater Heiner hatte direkt nach dem Haren-Spiel angekündigt, als Chefcoach nicht mehr weiterzumachen. Er konzentriert sich nun auf seine Rolle als Sportlicher Leiter und lobt schon mal seinen Nachfolger: „Marko hat sich hier super entwickelt. Er versteht Handball.“ Pernar habe sogar einen Trainerschein für die erste serbische Liga und als einer der Coaches der C-Jugend auch stets die Jugend im Blick. Auf die Nachwuchsarbeit wollen die Löwen künftig mehr Wert legen. Heiner Thiemann klingt zufrieden, als er sagt: „Marko bringt viele Dinge zusammen, die zusammengehören.“
Der 29-jährige Pernar setzt beim Südkreisverein auch eine Tradition fort. Als damaliger MTV Barnstorf hatte die HSG häufig Spielertrainer – die drei bekanntesten waren Peter Pickel, Klaus Waldhelm und Michael Schüppel. „Wir haben schon länger darüber nachgedacht, dieses Konzept wieder einzuführen – denn wir hatten damit viel Erfolg“, erinnert sich Heiner Thiemann. Eine externe Lösung auf der Trainerbank war dagegen offenbar nicht mehr als ein loses Gedankenspiel. „So lange wir wegen Corona keine glasklare Linie fahren können, ist es ohnehin schwierig. Wir wissen nicht, ob vielleicht die Zuschauer noch mal ausgesperrt werden, deshalb Einnahmen wegbrechen und darunter auch die Attraktivität leidet“, meint der bisherige Coach. Außerdem gebe es im Umfeld des Vereins „wenige Ansprechpartner“, sprich Trainerkandidaten.
Marko weiß, wie der Verein tickt. Er ist voll in der Materie drin. Das ist sicher ein großer Vorteil.Heiner Thiemann, Sportlicher Leiter bei den Hunte-Aue Löwen, über den neuen Spielertrainer Marko Pernar
Da rückte schnell Pernar in den Fokus. Nur ein, zwei Tage Bedenkzeit hat der Kroate trotz einiger anderer Angebote gebraucht, denn: „So etwas wollte ich schon immer machen.“ Die Löwen mussten ihn mit dem Trainerjob nicht groß ködern. „Er hat von sich aus gesagt, im Verein mehr machen zu wollen – und frische Ideen eingebracht“, erzählt Lasse Thiemann.
Eine enorm wichtige Aufgabe für den neuen „Oberlöwen“ wird die Kooperation mit der zweiten Mannschaft (künftig trainert von Mateusz Chylinski und Martin Golenia) sein, die aus der Verbands- in die Landesliga abgestiegen ist. Auch die Weiterentwicklung der A-Jugendlichen und deren schrittweise Integration in den Herrenbereich steht, wie Lasse Thiemann sagt, weit oben auf der Agenda.
Es ist ein langfristiges Projekt, in das Pernar da einsteigt – und deshalb haben ihm die Verantwortlichen auch einen Vertrag über drei Jahre gegeben.