Marko Pernar ist neuer Spielertrainer des Handball-Verbandsligisten HSG Hunte-Aue Löwen. Der 29-Jährige, vorige Saison viertbester Werfer der Oberliga, hat nach dem Abstieg seines Teams viele Ideen – aber er ist auch etwas nervös. Das große Interview:
Barnstorf – Dieser Artikel wird ganz bestimmt wieder in Marko Pernars Briefkasten landen. Wann immer etwas über den Handballer der HSG Hunte-Aue Löwen in dieser Zeitung steht, wirft eine nette Nachbarin die entsprechende Lokalsport-Seite prompt durch den Schlitz. Wie schon vorige Woche, als feststand, dass der 29-jährige Mittelmann neuer Spielertrainer beim Oberliga-Absteiger und somit der „Oberlöwe“ wird. Im Interview spricht Pernar – der Nachfolger von Heiner Thiemann als Coach – über seine Doppelrolle beim Verbandsligisten, seine Vergangenheit in Serbien und einen runden Geburtstag, den er gleich zweimal feiert.
Herr Pernar, im August werden Sie 30 Jahre alt. Wissen Sie, was das bedeutet?
Ja, Ja, ich weiß (lacht). In Deutschland muss man dann fegen, wenn man nicht verheiratet ist. Da freue ich mich schon drauf (verzieht das Gesicht), das mache ich natürlich gerne . . .
Gibt es in Ihrem Geburtsland Serbien auch solche Bräuche?
Nein, wir feiern diesen Geburtstag anders. Man lädt die ganze Familie und Freunde ein – und dann gibt es Spanferkel.
Wo werden Sie feiern?
An meinem Geburtstag bin ich in Serbien, in Barnstorf holen wir das später nach.
In Ihrer Heimat waren Sie einst in der ersten Liga aktiv, für serbische U-Nationalmannschaften haben Sie unter anderem zwei Europameisterschaften bestritten. Warum hat es mit einer Profikarriere dennoch nicht geklappt?
Sechs Monate habe ich bei Roter Stern Belgrad unter Nenad Perunicic (ehemaliger Handballstar, unter anderem beim THW Kiel, d. Red.) gespielt. Das war eine gute Erfahrung, aber zu früh für mich. Plötzlich sitzen da 2 000 Zuschauer und machen richtig Alarm, der Druck war zu groß für mich. Und dann hieß es auch noch oft: ,Du bist zwar schnell, aber zu klein. Wir wollen größere Spieler‘ (Pernar ist 1,80 Meter groß).
Wie hart war das für Sie?
Ich habe lange davon geträumt, ganz hoch zu spielen. Mein Vater war auch Trainer, wir sind jeden Sonntag zum Extra-Training in die Sporthalle gegangen. Er musste mich nicht motivieren, ich wollte das. Meine Eltern haben mich immer total unterstützt. Aber ich habe irgendwann gemerkt: Es geht nicht, es reicht nicht. Das war schwer zu akzeptieren.
Statt Profihandballer zu werden, setzten Sie nach einer zweijährigen Pause Ihr Studium an der „Fakultät für Sportwissenschaft und Körperhaltung“ in Novi Sad fort und erwarben mit dem Bachelor auch die Lizenz, in Serbien einen Erstligisten trainieren zu dürfen. Aber Sie wurden erst mal kein Coach, sondern wechselten nach Barnstorf. Wie kam es dazu?
Stefan Beljic hat mir erzählt, dass sie hier einen Spieler brauchen. Wir kannten uns aus Serbien, haben dort mal ein Jahr zusammengespielt. Im April 2018 war ich eine Woche hier, die Barnstorfer sagten: ,Das sieht gut aus, wir wollen dich haben.‘ Im August bin ich dann komplett hergekommen, auch wegen der Aussicht auf einen Job. Der Start war insgesamt allerdings schwierig.
Warum?
Mein Studium war noch nicht ganz abgeschlossen. Ich musste mehrfach hin- und herfliegen. Wenn mein Professor schrieb, dass am Donnerstagmorgen ein Test ansteht, habe ich schnell meine Koffer gepackt und bin nach Serbien gereist. Außerdem habe ich zu Beginn wenig gespielt, konnte kein Wort Deutsch. Da habe ich überlegt, zurückzugehen. Alle sagten, dass es im ersten Jahr eben so ist. Dass man sich einleben und zurechtfinden muss. Dass es besser wird. Und genau so war es.
Die vergangene Saison war – trotz des bitteren Abstiegs am Ende – wohl Ihre beste bei der HSG. 153 Tore, der viertbeste Wert der gesamten Oberliga. Das hat Sie auch für andere Vereine interessant gemacht. Wie konkret waren die Angebote?
Ein Oberligist wollte mich unbedingt haben. Ich habe mit den Verantwortlichen gesprochen und mir dort alles angeschaut. Insgesamt war es richtig gut.
Aber?
Ich hätte hier alles verlassen müssen. Und ich habe hier inzwischen richtig gute Freunde. Hier weiß ich, was ich habe und wie es läuft. Weil ich auch noch die C-Jugend trainiere und gerade eine Handball-AG anbiete, sprechen mich in Barnstorf sogar hin und wieder Kinder auf der Straße an. Das ist einfach schön. Und Heiner und Lasse Thiemann (Sportlicher Leiter und Geschäftsführer der Löwen) haben mir klargemacht, dass sie sich sehr wünschen, dass ich bleibe. Das zeugt von Wertschätzung und Respekt – und es hat mir neue Motivation verliehen. Auch, dass ich einen Vertrag über drei Jahre bekommen habe, ist ein starkes Zeichen. Heiner ist ohnehin ein ganz besonderer Mensch. Er hat mir so viel geholfen und ist immer da, wenn ich etwas brauche. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich bin einfach froh über die Chance, die ich hier bekomme. Ich habe Bock, etwas zu entwickeln. Und ich denke, das wird ganz gut.
Ich mache am Wochenende viel Krafttraining. Das lohnt sich. Vor etwa einem Jahr habe ich damit angefangen – und seitdem spiele ich gut.