Quelle: Kreiszeitung vom 8.11.22. VON FABIAN TERWEY

Diepholz – Plötzlich stand Karla Witte im Mittelkreis am Mikrofon von Ulrich Preen. Der Hallensprecher und Sportliche Leiter des Handball-Oberligisten HSG Hunte-Aue Löwinnen hatte die Rückraumshooterin nach ihrer beeindruckenden 16-Tore-Show beim 39:24-Heimerfolg gegen den ATSV Habenhausen kurzerhand zur Losfee ernannt. Zweimal griff die 22-Jährige in die Box, um bei der Sponsoren-Aktion die Gewinner von zwei Saisonkarten zu ermitteln – Tickets für die Mühlenkamphalle, in der sich die Spielerin des Wochenendes besonders wohlfühlt.

„Ich wüsste keine Halle, in der ich lieber spielen würde“, berichtet Karla Witte am Montag: „Bislang habe ich bei keinem Gegner so viele Zuschauer wahrgenommen wie bei uns.“ Zu den 100 bis 200 Fans, die das Team bei Heimspielen regelmäßig anfeuern, zählen auch stets Karla und Lina Wittes Eltern, sowie die Freunde der beiden Schwestern, die gemeinsam für die HSG auf Torejagd gehen. „Die Atmosphäre ist total geil. Und ich brauche das auch. Es pusht mich“, sagt Karla Witte begeistert.
Nach vier Siegen aus vier Saison-Heimspielen sprechen sie bei den „Lady Lions“ nur noch von der „Mühlenkamphölle“, die die Halle für die Kontrahenten bedeutet. Unter diesem Schlagwort veröffentlichten die Löwinnen am Samstagabend auch das Mannschaftssiegerfoto auf ihrer Facebook-Seite. „Den Begriff hatte vor einiger Zeit mal die Erste der Herren geprägt. Wir haben ihn übernommen“, sagt Karla Witte.

Nach dem nächsten berauschenden Erfolg in der für Gegner uneinnehmbaren Festung war die große Party am Samstagabend aber ausgefallen. „Eigentlich wollten wir in den Geburtstag von Laura Scheper reinfeiern, aber bei ihr sind im Spiel die Bänder gerissen. Sie musste in die Kabine getragen werden und dann ins Krankenhaus. Es besteht der Verdacht auf einen Mittelfußbruch“, berichtet Karla Witte: „Wir haben deshalb nach dem Spiel nur noch ein wenig in der Kabine zusammengesessen.“ Etwas ausgeben musste die Diepholzerin nach ihrer Leistung aber nicht. „Unser Katalog sieht nur für das 30. Tor eine Kiste vor und für das 40. eine Runde Hubi – Kurzen“, berichtet Karla Witte.

So weit sie sich erinnern kann, habe sie aber noch nie so viele Treffer in einem Spiel erzielt: „Ich habe höchstens mal 13 Tore für Lemförde gemacht.“ Nach ihrer Gala gegen Habenhausen bescheinigte Interimtrainer Klaus Klostermann der fertigen Industriekauffrau und angehenden Physiotherapeutin den „perfekten“ Auftritt: „Auch das Übergreifer-Tor hat sie endlich gemacht. Daran haben wir gearbeitet.“ Die 16-Tore-Frau lacht: „Stimmt, da legt Klaus Wert drauf.“ Der Trainer sei zudem ein „großer Fan von Kondition. Wenn er mitläuft, macht er uns alle platt. Da ist man oft im nächsten Training noch ganz fertig.“
Vom Interimsduo aus Klostermann und Medea Mosel ist die Vierte der Torschützenliste begeistert: „Sie hören es nicht gerne, aber ich hätte sie gerne weiter als Trainer.“ Beide hatten nach dem überraschenden Rücktritt von Aufstiegstrainer Mario Mohrland vorm ersten Oberliga-Match jedoch betont, es nur solange machen zu wollen, bis ein neuer Chefcoach gefunden ist. Doch „der Mix, den beide finden“, gefalle Karla Witte schlichtweg: „ Medea macht mit uns das Kraft- und Konditionstraining. Klaus übernimmt das Abwehr- und Angriffsspiel.“

„Karla ist sehr trainingsfleißig, motiviert und ehrgeizig“, erklärt Mosel: „Sie ist zuverlässig und gewissenhaft und bringt durch ihre konstante Leistung Ruhe und Selbstvertrauen ins Team.“ Dass sich die Löwinnen in der neuen Liga aber gleich so gut zurechtfinden, damit hätte Karla Witte trotz des von ihr gelobten Trainings nicht gerechnet. Im Vergleich zur Landesliga packten die Gegnerinnen in der Oberliga zwar härter zu, beobachtet sie, ihre Tore erzielt sie dennoch weiter wie am Fließband.