Nach dem nun einige Wochen in der Corona-Vorbereitungszeit verstrichen sind, haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit unserem Löwinnen-Trainer, Mario Mohrland, einmal über die Situation und Zukunft zu sprechen. Wir haben das Interview hier zusammengefaßt.

Wie habt ihr die Corona-Zeit überstanden?

Leider muss man sagen, dass wir die Corona-Zeit noch nicht überstanden haben. Aber nach dem anfänglichen absoluten (Trainings-/Spiel-)Lockdown, haben wir uns langsam und in kleinen Schritten der alten Trainingsintensität und Qualität angenähert. Hier galt es vor allem, die Spielerinnen wieder auf die abrupten Bewegungen, Bewegungsänderungen und den Kontakt zur Gegenspielerin vorzubereiten, denn hier konnte für mehrere Monate nur sehr einseitig individuell im Kraft- und Ausdauerbereich trainiert werden. Mittlerweile dürften wir ein ganz ähnliches Niveau wie vor dem Lockdown erreicht haben.

Was machen die Verletzten?

Die Spielerinnen sind extrem fleißig in ihren Comeback-Bemühungen. Allerdings ist die Situation um Steffis Schulter leider immer noch nicht abschließend richtig geklärt. Hier hoffen wir darauf, dass die momentan laufenden Untersuchungen Aufschluss über den besten Weg zurück aufs Spielfeld bringen werden. Aufgrund der beruflichen Situation von Julia und Lina sowie des jeweiligen Operationszeitpunktes ist es sicherlich so, dass Lina bereits häufiger als Julia an Trainingseinheiten/inhalten teilnimmt. Entsprechend gehen wir auch davon aus, dass Lina vor Julia ihr Pflichtspielcomeback geben wird. Insgesamt hinterlassen Julia und Lina einen sehr guten Eindruck auf ihrem Weg zurück aufs Handballfeld. Ich hoffe jetzt keine größere Verletzung unterschlagen zu haben. Natürlich gibt es immer mal wieder kleinere Blessuren, die die ein oder andere Trainingspause notwendig machen.

Habt ihr aufgrund der Verletzungen des letzten Jahres Veränderungen vorgenommen?

Bei der Betrachtung der Verletzungen in den letzten Spielzeiten fallen die handballtypischen Verletzungsregionen Fußgelenk, Knie und Schulter ganz besonders ins Auge. Aus diesem Grund haben wir unsere Kräftigungsübungen für diese Bereiche noch einmal umgestellt und intensiviert. Hier nutzen wir ganz besonders die neu angeschafften Kippelbretter und die altbewährten Loop-Bänder.

Wie sieht das Hygiene-Konzept aus, mit dem ihr in die Vorbereitung und Saison startet?

Da gibt es momentan fast täglich Änderungen. Aber langsam nimmt das ganze Strukturen an, wie man in den einzelnen Hallen mit den installierten Desinfektionsmittelspendern und aufgeklebten Laufwegen sehen kann. Aber bis zu unserem ersten Spiel werden wir sicherlich noch ein paar Anpassungen aufgrund der Erfahrungen bei den Spielen der 1. Herren vornehmen.

Wieviel Testspiele stehen auf dem Programm? Wie bist du mit den Leistungen zufrieden?

Insgesamt werden wir 11 oder 12 Testspiele vor dem ersten Spieltag durchgeführt haben. Die Gegner kommen zumeist aus der Oberliga bzw. Verbandsliga. Die Leistungen sind hier ganz unterschiedlich zu bewerten, denn die Gegner befinden sich teilweise in einer ganz anderen Phase der Vorbereitung. Dies gilt vor allem für die Oberligisten, die 4 Wochen vor uns in den Spielbetrieb einsteigen. Dementsprechend sollte man sich nicht an Einzelergebnissen orientieren, sondern den Weg/die Entwicklung betrachten und dann ist es ganz platt gesagt, auch sinnvoll, mal einen Schritt rückwärts zu gehen, um dann gemeinsam 2 oder 3 Schritte voranzukommen.

Welche Optionen siehst du durch die gezielten Verstärkungen?

Hier erhoffe ich mir eine größere Flexibilität für die unterschiedlichen Spielsituationen und eine Verbesserung der körperlichen Präsenz auf dem Feld. Wir können vor allem von der Athletik und Wurfkraft von Lea sowie der Spiel-Intelligenz, Zweikampfstärke und Erfahrung von Kristina profitieren. Wenn es uns gelingt diese Qualitäten in unser Spiel zu integrieren, kann damit jeder einzelne auf dem Feld eine Nummer besser werden.

Die Vorbereitungszeit ist sehr lang, 5 Monate kein Punktspiel. Habt ihr ein besonderes Programm um alle Mädels bei Laune zu halten?

Aufgrund dieser langen Zeit haben wir darauf verzichtet unsere Trainingsintensität extrem anzuziehen, wie sonst in einer Vorbereitung üblich wäre. Andere Ansätze – wie das Verlagern des Trainingsortes oder Teambuildingsmaßnahmen – sind in dieser schwierigen Phase sehr schwierig, teilweise unmöglich und oder fahrlässig. Aus diesem Grund konnten wir in dieser Vorbereitung auch unsere in den letzten Jahren liebgewonnen Trainingseinheiten im Freibad nicht durchführen.

Welche Herausforderungen ergeben sich durch den großen Kader? Geht es dir wie Hansi Flick bei den Bayern?

Bei der Frage muss ich schmunzeln. Also grundsätzlich hätte ich nichts dagegen wenn es mir wie Hansi Flick ergehen würde, denn bis jetzt hat er für uns Außenstehende Alles richtiggemacht

Wenn man den Bayern-Kader mit dem Unsrigen der letzten Spielzeit und der neuen Saison vergleicht, stellt man auf natürlich ganz unterschiedlichem Niveau parallelen fest. Zunächst erscheinen die jeweiligen Kader ziemlich groß. Doch bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass sowohl Hansi Flick als auch Klaus und ich während dieser Zeit aufgrund von Verletzungen trotz des vermeintlich großen Kaders immer wieder improvisieren mussten. Wenn man sich dann unsere jetzige Situation anschaut, muss man konstatieren, dass wir zum Saisonstart bestenfalls 13 oder 14 einsetzbare Spielerinnen zur Verfügung haben.

Wo siehst du die Stärken deines Teams und an welchen Baustellen ist noch gezielt zu arbeiten?

Als große Stärke sehe ich unsere mannschaftliche Geschlossenheit sowie die sehr hohe Qualität innerhalb des Teams. Baustellen gibt es immer. In den letzten Trainingswochen vorm Saisonstart werden wir uns aber um mehr Struktur und Tempo kümmern.

Welche 3 Teams werden die Meisterschaft unter sich ausmachen? Wie stark schätzt du die Liga ein?

Aufgrund der Corona-Situation ist es schwer hier eine Prognose abzugeben. Allerdings sind die bereits in den Vorjahren sehr stark auftretenden Teams aus Nordhorn und Cloppenburg auf unserer Favoritenliste zu finden. Insgesamt gibt es aber so viele Unwägbarkeiten, dass man nicht zu sagen vermag, ob die Saison komplett gespielt werden kann oder eventuell bereits nach der Hinserie abgebrochen werden muss. Wer Aufsteigen möchte, tut gut daran, vom ersten Augenblick oben dabei zu sein.

Zuschauer sind sehr wichtig, weil die Kosten z.B. für Schiedsrichter geblieben sind. Wie schätzt du die Lage ein?

Stimmt, ist auch sicherlich so, wenn man die Eintrittsgelder und die Einnahmen aus dem Catering betrachtet. Da wird es in den höheren Ligen teilweise zu erheblichen Problemen kommen. In unserer Liga vermute ich da weniger Probleme. Mit steigender Professionalisierung steigen halt auch die Kosten und hier sind alle Sportarten extrem auf die von mir angesprochenen Einnahmen angewiesen. Wie genau die Situation hier für uns aussieht, vermag ich nicht zu sagen, denn um diesen Part kümmern sich glücklicherweise andere Personen.

Welche Bedeutung hat die neue Spielgemeinschaft für die 1. Frauen oder den Frauenhandball im Verein?

Für die Zukunft ist die Spielgemeinschaft der richtige Schritt. Jetzt müssen sich alle nur an das neue Konstrukt gewöhnen und damit identifizieren. Dieser Schritt ist sicherlich nicht ganz einfach, wie wir es auch vom Zusammenschluss von Barnstorf und Diepholz kennen.  Dabei muss aber ein Ziel im Jugendbereich sein, möglichst lange an allen Standorten alle Teams besetzt zu haben, um dann möglichst viele Spieler und Spielerinnen für den Seniorenbereich frequentieren zu können.

Wie gelingt es, eine Bundesligaspielerin in ein Landesligateam zu integrieren? Ist das spannungsfrei verlaufen?

Normalerweise ist solch eine Integration sicherlich nicht einfach, aber hier hat die Chemie von Anfang an gestimmt. Auch wenn es gerade auf dem Feld noch immer wieder unterschiedliche Auffassungen gibt und geben wird, was aufgrund der einzelnen Sozialisationen selbstverständlich ist. Hier sehe ich uns aber auf einem sehr guten Weg, denn alle Seiten geben ihr Bestes.