Quelle: Kreiszeitung vom 20.3.24

Mateusz Chylinski und Madea Mosel trainieren ab Sommer die Frauen-Mannschaft der HSG Hunte-Aue Löwen. Für beide ist es eine Rückkehr.

Diepholz – Das Ende dieses Telefonats mit dem Freund ihres Mannes hatte Medea Mosel so nicht kommen sehen. Nils-Mosel-Kumpel Mateusz Chylinski hatte die frühere Löwinnen-Trainerin angerufen, weil er vom Sportlichen Leiter Uli Preen das Angebot bekommen hatte, die Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue selbst ab der kommenden Saison zu coachen. „Er bat mich um ein paar Insider-Infos“, berichtet Mosel: „Und ich habe von den Mädels geschwärmt. Am Ende sagte er dann: ,Medea, ich würde das gerne mit dir zusammen machen.’“ Nach einem ersten überraschten „Achso“ musste die 34-Jährige nicht lange überlegen – und so übernehmen die beiden den Posten ab der kommenden Saison gemeinsam: Chylinski als Chef, Mosel als Athletiktrainerin.

„Ich war mir zunächst unsicher, weil ich bis jetzt nur im Herrenbereich unterwegs war“, berichtet Chylinski und fügt lächelnd hinzu: „Auf einmal soll ich 18 Frauen gerecht werden. Das fällt mir schon manchmal zu Hause mit zweien schwierig.“ Mit seiner Frau, seiner einjährigen Tochter und dem sechsjährigen Sohn lebt der frühere Löwen-Handballer und Reserve-Coach in Eydelstedt – und trainiert seit seinem Abschied im vergangenen Sommer den aktuellen Landesliga-Fünften TuS Bramsche.

Vergangenes Jahr fragte Preen zu spät an

„Wir wollten ihn eigentlich schon letztes Jahr holen“, berichtet Preen von seiner Trainersuche, in die er stets auch „die eine oder andere Spielerin“ einbindet. Mosel und Trainerpartner Klaus Klostermann hatten in der damaligen Vizemeistersaison gerade aus zeitlichen Gründen ihren Abschied verkündet. „Aber Uli kam zu spät. Ich hatte schon in Bramsche zugesagt“, erzählt Chylinski. Stattdessen übernahm der bereits im Dezember wieder entlassene Kai Freese (50).

Bereut habe Chylinski seine damalige Entscheidung nie: „Es war richtig, nach elf Jahren in Barnstorf und Diepholz einen anderen Verein zu erleben. Es macht Spaß und läuft gut.“ Der „extreme Zeitaufwand“ angesichts der zweistündigen Tour von Eydelstedt nach Bramsche und wieder zurück brachte den Familienvater jedoch zunehmend ins Grübeln.

Ich habe die Mädels vermisst. Wenn ich mir die Spiele angeschaut habe, hätte ich am liebsten direkt wieder mit ihnen gearbeitet.

Madea Mosel, frühere und künftige Löwinnen-Trainerin

Da kam die Anfrage aus der Heimat gerade recht – eigentlich, wären da nicht die anfänglichen Zweifel gewesen. Doch Chylinski besprach sich mit seiner Frau, mit Preen, mit Mosel und sagte schließlich Ja zu den Löwinnen. „Die Mädels sind eine super Truppe. Ich habe einige Heimspiele gesehen. Auf diesem klasse Niveau ist das für einen Trainer zudem eine gute Chance, sich zu beweisen“, findet Chylinski und freut sich: „Ich bin wieder zu Hause.“

Preen ist von den Qualitäten des Heimkehrers überzeugt: „Es gab auch andere Kandidaten. Aber Mateusz kenne ich seit zwölf Jahren. Ein sehr erfahrener Spieler und mittlerweile auch Trainer. Er hat handballerischen Sachverstand.“

Chylinski arbeitet an C-Lizenz-Erwerb

Dass ihm die Expertise im Frauen-Bereich fehlt, ist für den Sportlichen Leiter „kein Problem. Es ist nur eine Frage der Kommunikation. Als Lehrer in Freistatt weiß er, wie man mit Menschen umgeht. Ein feiner Typ. Er wird nicht diese große Distanz zum Team aufkommen lassen wie Kai Freese.“

Weiteres Argument: Chylinski absolviert seit Montag einen Trainer-Lehrgang zum Erwerb der C-Lizenz, die er „bis zum Saisonstart“ in der Tasche hat. Der Schein ist für die Oberliga erforderlich – und reicht laut Preen „wohl auch für die Regionalliga“ aus, sollten die Löwinnen aufsteigen: „Da gibt es demnächst noch Infos.“

Preen und Gatzemeier bleiben beim Team

Die Vorstellung des neuen Trainerteams vor der Mannschaft hat dagegen bereits stattgefunden – im Training. Und vor Aufnahme ihrer neuen, alten Tätigkeit im Juni war der laut Preen „im Team hoch angesehenen“ Mosel dabei eines wichtig zu betonen: „Mateusz hat die Verantwortung. Ich mache nur das Dienstagstraining – die guten alten Einheiten, nach denen die Mädels kernschrott sind.“ Zu den Spielen wird die Diepholzerin „nicht immer“ kommen, erklärt sie: „Das lässt sich mit der Familie nicht vereinbaren.“

Gar nicht mehr dabei sein wird ab Sommer Hartmut Dümmermann. Der Interimscoach hört aus „privaten Gründen“ auf. Mentalcoach Daniela Preen und Interimstrainerin Svenja Gatzemeier als Torwarttrainerin bleiben dem Team erhalten. Die derzeit verletzte Spielertrainerin Lea Hillmer kann sich laut Sportchef Preen in der kommenden Saison „wieder voll aufs Spielen konzentrieren“.

Chylinski ärgert sich über sich selbst

Eines hat Mateusz Chylinski in seiner Zeit als Spielertrainer über sich gelernt: Nur an der Seitenlinie stehen und zuschauen, funktioniert nicht. Immer wieder verfällt der 33-Jährige der Verlockung, selbst mitzuspielen – in der laufenden Saison mit Bramsche bereits elfmal. „Obwohl ich es wegen chronischer Rückenschmerzen nicht dürfte“, ärgert sich Chylinski über sich selbst und ergänzt lächelnd: „Bei den Frauen sind mir in der Hinsicht zukünftig zum Glück die Hände gebunden.“ Ein Comeback bei den Löwen schließt er zudem aus.