Quelle: Kreiszeitung vom 3.3.23

Es dürfte rappelvoll werden in der Diepholzer Mühlenkamphalle! Am Samstag steigt um 19.15 Uhr der ultimative Kracher in der Handball-Oberliga zwischen dem Tabellenzweiten HSG Hunte-Aue Löwen (26:8 Punkte) und Spitzenreiter SG SV Friedrichsfehn/TuS Petersfehn (28:6). Für die Gastgeberinnen spricht: Sie haben alle neun Heimspiele gewonnen und kürzlich weiteren Rückenwind bekommen. Erstmals präsentieren sie sich mit dem Titel „Mannschaft des Jahres 2022“ im Kreis Diepholz ihrem Publikum. Der besondere Reiz: Mit einem Sieg können sie die Gäste vom Thron stoßen. Die Löwinnen hätten bei Punktgleichheit das bessere Torverhältnis.

Diepholz – Torhüterin Jessica Michel freut sich schon enorm auf den Knüller: „Wir haben alle Bock und wollen zu Hause weiterhin ungeschlagen bleiben.“ Die 26-Jährige hat aber auch etwas Lampenfieber: „Ich erwarte von mir, dass ich trotz meiner Aufregung wegen der vollen Halle meinen Fokus halten kann, um zu zeigen, was ich kann.“

Wenn wir unsere Heimserie fortsetzen wollen, brauchen wir die Unterstützung von der Tribüne.

Löwinnen-Trainer Klaus Klostermann vor dem Top-Duell gegen Friedrichsfehn/Petersfehn

Dass die zu erwartende Top-Kulisse das Team eher beflügelt als hemmt, hofft Löwen-Kapitänin Lea Hillmer: „Zu Hause herrscht eine besondere Stimmung, eigentlich können wir uns nur selbst im Weg stehen.“ Die 25-jährige Rückraumakteurin weiß, wo die Hebel anzusetzen sind: „Wir müssen in der 6:0-Deckung wacher sein und dürfen uns vorne wenig technische Fehler erlauben.“

Laura Lampe erfolgreichste Werferin beim Tabellenführer

Der Gegner aus dem Ammerland kommt mit der Empfehlung von vier Siegen in Folge, ist in seinen Leistungen stabil und stellt eine aggressive Abwehr. Zuletzt schlug „FriPe“ den MTV Tostedt mit 34:29, vor allem Linksaußen Laura Lampe – mit 107/34 Toren die erfolgreichste Werferin beim Tabellenführer – machte mit einem Dutzend Treffern auf sich aufmerksam.

Bei Niederlage im Hinspiel fehlten den Löwinnen Stammkräfte

Beim 29:25 im Hinspiel hatte Lampe sechsmal zugelangt. An diesem 8. Oktober 2022 fehlten den Löwinnen mehrere wichtige Kräfte: Larissa Gläser, Madeline Matos Ferreira, Laura Oehlmann und Lina Witte. Diesmal sind Anna Dehlfing (Kreuzbandriss) und Elisa Buchwald (Absplitterung im linken Außenknöchel) nicht dabei. Eventuell rutscht die A-Jugendliche Elis Kambacheva ins Aufgebot.

Gefahr droht aus dem gegnerischen Rückraum

Neben Lampe sollten die Löwinnen auch die zweite Flügelangreiferin der Gäste im Blick behalten. Joseffa de Raad bringt es bereits auf 72 Tore. „Die haben über die zweite Welle ein gutes Tempospiel, sind ballsicher. Aber auf die Außen müssen wir extrem aufpassen“, mahnt und fordert deshalb HSG-Trainer Klaus Klostermann. Gefahr droht zudem aus dem gegnerischen Rückraum – vor allem von Lea Sophie Schwarze (74/1) und Ruth Kampers (52).

Insgesamt sieht Klostermann (60) die Chancen bei 50:50. Auch Torhüterin Michel ist recht optimistisch – vorausgesetzt, „bei uns stimmt die Abstimmung. Und die Tempogegenstöße sitzen.“

Gefordert sein werden am Samstag nicht nur die Löwinnen auf dem Feld. Auch die Kassiererinnen auf der Tribüne dürften alle Hände voll zu tun haben. Es ist eben das absolute Spitzenspiel.

Interview mit Coach „FriPe“-Coach ELIAS WÜHRMANN

Den Weg zur Diepholzer Mühlenkamphalle kennt Elias Wührmann. Der Trainer der SG Friedrichsfehn/Petersfehn wohnt in Brinkum, spielte einst für Seckenhausen und den FTSV Jahn Brinkum und war dort (bei der HSG Stuhr) auch Jugendcoach. Über die TS Hoykenkamp landete er 2021 beim aktuellen Tabellenführer der Handball-Oberliga. Vor dem Topspiel bei den Löwinnen gab der 30-Jährige dieser Zeitung ein kurzes Interview.

Der Erste zu Gast beim Zweiten: Wie besonders ist das Gipfeltreffen für Sie und Ihr Team?

Für solche Spiele lebt man als Handballer. Es ist besonders, völlig klar. Und man spürt ein stärkeres Kribbeln als sonst. Wir freuen uns furchtbar darauf. Diese Situation ist doch für beide Mannschaften richtig schön.

Machen Sie in der Vorbereitung irgendetwas anders als vor „normalen“ Oberliga-Partien?

Wir reisen mit einem Bus an, das tun wir in dieser Saison nicht so oft. 50, 60 Leute werden dabei sein. Die Nachfrage ist groß, es ist eben kein alltägliches Spiel. Ansonsten bleibt alles beim Alten, wir trainieren zweimal, ganz normal. Aber wir mussten einen kleinen Schock verdauen.

Welchen?

In unsere Halle in Friedrichsfehn, wo wir teilweise trainieren, wurde kürzlich eingebrochen. Feuerlöscher-Flüssigkeit auf dem Boden, kaputte Waschbecken, eingeschlagene Scheiben – es wurde alles auseinandergenommen, purer Vandalismus. Da frage ich mich: Wer macht so etwas?

Nun geht‘s in die Mühlenkamphalle, die „ausverkauft“ sein dürfte.

Aber es gibt doch nichts Geileres. Viele Fans, die Bock haben und Stimmung machen. Es wird einiges an Lautstärke gegen uns sein – aber ich glaube, das kann uns eher noch anstacheln. Ich zweifle nicht daran, dass wir dort gewinnen können.

Bei einem Sieg wäre die SG „FriPe“ vier Punkte vor den Löwinnen. Ein Matchball-Spiel?

Nein, so weit würde ich nicht gehen. Auch danach kann noch sehr viel passieren, wir haben noch weitere, schwere Auswärtsspiele. Es ist wichtig, absolut. Doch es gibt noch keine Vorentscheidung im Titelrennen.

Will Ihre SG denn aufsteigen?

Vorstellbar ist alles. Aber so weit denken wir nicht voraus.

Wie war vor der Saison Ihre Zielsetzung?

Wir hatten im Sommer einen größeren Umbruch, unter anderem mit sieben Neuzugängen, und wollten schnell viele Punkte sammeln, um uns in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen. Dass es so gut läuft, ist definitiv eine Überraschung.

Wie beurteilen Sie die Leistungen der Löwinnen?

Der Kader ist brutal stark – in der Breite, in der Qualität. Sie haben einen hervorragenden Rückraum mit der enorm wuchtigen Lea Hillmer, mit Karla und Lina Witte. Da müssen wir in der Abwehr Lösungen finden. Die Löwinnen sind eine tolle Mannschaft mit einem tollen Zusammenhalt. Ich habe sie, ein-, zweimal live gesehen. Es ist für mich keinesfalls überraschend, dass sie da oben stehen – sondern einfach berechtigt. mr