Karla Witte im Würgegriff: Für diese Abwehraktion sah die Garrelerin (r.) die Gelbe Karte. Witte kam hingegen noch zu satten zehn Toren für die Löwinnen. © Krüger

Von: Cord Krüger

Knappe 25:28-Niederlage gegen Garrel: Die Lady Lions schlugen sich achtbar gegen den Tabellenzweiten der Handball-Regionalliga. Welche langjährige Löwin aushalf.

Hätten die Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen von Beginn an so konsequent gemauert wie nach der Schlusssirene ihr Trainer Mateusz Chylinski und der nun ehemalige Sportliche Leiter Ulrich Preen – sie hätten ihr Regionalliga-Heimspiel gegen den BV Garrel am Freitagabend gewonnen. So aber unterlag der Aufsteiger nach einem couragierten Auftritt dem Tabellenzweiten nur mit 25:28 (13:16).

„Ich bin mit unserer Leistung sehr zufrieden, wir haben gut gekämpft und eine Antwort auf das Hinspiel gegeben“, sah Chylinski sein Team rehabilitiert für die damalige 18:32-Schlappe. Einsilbiger, aber höflich lächelnd blockte er hingegen Fragen zu Ulrich Preen ab: „Dazu werde ich nichts sagen.“

HSG Hunte-Aue Löwen – BV Garrel 25:28 (13:16)

Löwinnen: Michel – G. Schlömer, Matos Ferreira (2), Walter, E. Schlömer, L. Witte (2), Gläser, K. Witte (10/1), Hillmer (3), Klostermann (5), Kambacheva (3), Buchwald.

Preen selbst ließ sich am Freitag nur ein zweimaliges „Kein Kommentar“ entlocken. Ungewohnte Worte für einen jahrzehntelang engagierten und eloquenten HSG-Macher, der den Weg der Lady Lions nach oben entscheidend mitgepflastert hatte.

Nun, in der Regionalliga angekommen, „haben wir gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können“, adelte Chylinski seine Mannschaft für ihre Partie gegen Garrel, die verheißungsvoll mit drei Führungstreffern von Lea Hillmer (zum 1:0 und 2:1) und Karla Witte (3:2/3.) begann. Doch danach „haben wir nicht geduldig genug gespielt, und auch ich habe echt viel verworfen“, ärgerte sich Kapitänin Hillmer. Das nutzten die Südoldenburgerinnen mit sehenswerten Tempogegenstoß-Toren zum 3:4 (4.) und 4:7 (8.) – nach weiten Würfen von Torfrau Julia Thomen-Göken „wie eine Fackel“, lobte Löwen-Keeperin Jessica Michel ihr Gegenüber.

Gleichzeitig geißelte sie sich: „Die erste Halbzeit habe ich ein bisschen verpennt.“ Ihre Teamkollegin Kim Klostermann sah vor der Pause allerdings allgemein zu große Lücken: „Hinten fehlte die Abstimmung.“ Einiges räumten die Hausherrinnen jedoch ab – auch dank Comebackerin Larissa Gläser. Die Kreisläuferin, die sich zur neuen Saison in die Dritte zurückgezogen hatte, half für die privat verhinderte Laura Scheper aus. „Das hat sie gut gemacht“, attestierte ihr Chylinski, und Michel meinte: „Larissa war sofort drin, es hat direkt wieder Spaß mit ihr gemacht.“

Spielerin des Spiels: Jessica Michel

Wieder mal eine Bank: Mit ihren 16, teils spektakulären Paraden hielt die Löwen-Keeperin ihr Team im Spiel.

Die Rückkehrerin selbst musste ebenfalls schmunzeln: „Ich habe am Donnerstag einmal mittrainiert, aber es hat sich angefühlt, als ob ich vorher nur zwei Wochen im Urlaub gewesen wäre. Ich war gleich wieder im Fieber.“ Allerdings ahnte sie, dass sie noch einige Andenken spüren werde, wenn sie tags darauf wieder für die Dritte in der Regionsklasse auflaufe: „Von der Art, wie hier zugepackt wurde, werde ich morgen schon was merken.“

Einiges gemerkt aus Chylinskis Halbzeitansprache hatten sich die Lady Lions für den zweiten Durchgang, denn die 220 Zuschauer sahen nun vor allem defensiv besser organisierte Gastgeberinnen. „Vor der Pause waren wir zu passiv, da hat oft der letzte Schritt gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir vieles wesentlich besser umgesetzt“, urteilte Chylinski. Klostermann sah es ähnlich: „Da hatten wir Garrel gut im Griff.“

Zwar enteilte der BVG zwischenzeitlich auf 21:16 (38.), und kurz darauf blieb Keeperin Michel ein paar Minuten benebelt liegen, „aber durch den Gesichtstreffer wurde ich wacher“, erklärte sie scherzend ihre Leistungsexplosion mit den darauf folgenden neun Paraden. „Jess hat so viele freie Dinger gehalten – für mich die Spielerin des Spiels“, fand Hillmer. Weil Michels Vorderleute zudem nun konzentrierter abschlossen und Karla Witte in der Schlussviertelstunde fünf ihrer zehn Tore warf, stellte die HSG das Spiel noch einmal scharf. Doch der eingespielte Favorit rettete den Vorsprung souverän über die Zeit.