Quelle: Kreiszeitung vom 28.3.22 (Matthias Freese)
In der Handball-Oberliga der Männer bleibt die Lage für die HSG Hunte-Aue Löwen kritisch, denn beim TuS Rotenburg verlor das Team von Trainer Heiner Thiemann mit 29:34.
Rotenburg – Der TuS Rotenburg und Cedric Quader – das passt irgendwie nicht zusammen. „Ich glaube, ich habe noch nie ein Spiel gegen Rotenburg beendet und noch nie hier gewonnen“, meinte der Kreisläufer der HSG Hunte-Aue Löwen halb genervt, halb augenzwinkernd. Zumindest an diesem Samstagabend traf seine Behauptung vollumfänglich zu. Bereits nach einer knappen Viertelstunde hatte der Kapitän der Gäste beim jüngsten Aufeinandertreffen in der Pestalozzihalle die oberste Reihe der Tribüne erklommen, nachdem er Rot gesehen hatte. Welchen Einfluss Quaders Hinausstellung auf den Ausgang der Partie hatte – darüber rätselten die Beteiligten nach dem Rotenburger 34:29 (16:12)-Sieg.
„Er ist ein guter Abwehrspieler. So etwas darf nicht passieren. Das kann die Mannschaft nur schwächen“, war Löwen-Coach Heiner Thiemann überzeugt. Rotenburgs Trainer Nils Muche grantelte hingegen: „Wir haben sie ja trotzdem immer wieder ins Spiel gebracht.“ Quader hatte gerade auf 3:8 verkürzt, als er mit Lukas Misere aneinandergeriet und Rotenburgs Linksaußen einen mitgab. „Erst wurde ich gefoult, dann kommt er auf mich zu und beleidigt mich“, rechtfertigte der Ur-Diepholzer seine Reaktion. „Er hat Lukas ins Gesicht gefasst“, berichtete Rotenburgs früherer Abwehrchef Klaas-Marten Badenhop, der als Wischer im Einsatz war und von seinem Hocker aus den besten Blick hatte. Die gut leitenden Referees Jens Kapell und Kevin Kortz-Bruns sahen es ähnlich.
Für die Gäste bedeutete Quaders Aus eine Umstellung im Mittelblock und ein erneutes Comeback von Tomas Lenkevicius, der hinten den Part übernahm. „Da musste der alte Mann mal wieder ein bisschen ackern, aber ihn kannst du immer bringen. Wir sind dann nur nicht richtig eingespielt“, meinte Quader. Der TuS Rotenburg nutzte diesen vermeintlichen Vorteil jedoch nur kurzzeitig, um die Führung bis auf 14:6 durch Sören Heyber auszubauen (23.), um dann in den „Daddel-Mode“, wie Ex-Teammitglied Badenhop es nannte, zu schalten.
Stenogramm, Oberliga Männer
TuS Rotenburg – HSG Hunte-Aue Löwen 34:29 (16:12) – Löwen: Biras, Hohnstedt – Varela, Wilkens (3), Lengauer (1), Linné (3), Quader (2/1), Pernar (6/4), Lenkevicius (1), Abram (4), Wiese (1), Wulf (1), Heemann (7/1). Siebenmeter: Rotenburg 6/6, Löwen 10/6; Zeitstrafen: Rotenburg 3, Löwen 1. Bes. Vork.: Rote Karte für Quader (15./Unsportlichkeit). Schiedsrichter: Jens Kapell (MTV Eyendorf) und Kevin Kortz-Bruns (MTV Embsen) zeigten eine gute Leistung. Zuschauer: 200.
„Ich fand‘s …“, überlegte Muche, um nach dem richtigen Wort suchen, „… scheiße. Wir haben zwei Punkte, das ist ganz wichtig. Aber wir hatten viele Fehler, schlechte Abschlüsse und waren zu ungeduldig. Und dann musst du mit Vollgas aufs Tor werfen, nicht dem Torwart auf den Pansen.“ So hielt Donatas Biras im Löwen-Tor sein Team im Spiel – und plötzlich stand es 20:20 durch Jan Linné (43.).
Auffällig allerdings auch: Die Gäste waren hauptsächlich über die Außenpositionen gefährlich. Die Wümmestädter wiederum aus dem Rückraum durch Chris Ole Brandt und Sören Heyber, der auch die Veranwortung bei den Siebenmetern nach dem frühen Aus von Michel Misere (Schulterverletzung) übernahm und auf insgesamt zwölf Treffer kam. „Er hat in der zweiten Hälfte sehr gut getroffen“, betonte Muche. Die Rückraum-Halben waren es auch, die wieder einen Vorsprung herauswarfen. Zudem parierte der für Yannick Kelm eingewechselte Matthis Köhlmoos wichtige Bälle – speziell von Linksaußen Patryk Abram. „Er war am Ende der Matchwinner für uns“, fand Muche. Pendant Thiemann haderte derweil: „Die Menge an Chancen, die wir verworfen haben, reicht für zwei Spiele. Das ist unterirdisch, mit so einer Quote kannst du nicht gewinnen. Und im Rückraum sind wir nicht gefährlich genug.“ Für sein Team sieht es mit nunmehr 11:23 Punkten nach einem harten Abstiegskampf aus, die Rotenburger können bei 17:15 Zählern deutlich entspannter den restlichen Saisonspielen entgegenblicken.