Quelle: Kreiszeitung vom 25.09.23

Am Ende mussten die Löwinnen zittern, doch sie brachten den fünften Sieg im fünften Spiel ins Ziel. Die Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue verteidigten durch den 27:26 (17:11)-Heimerfolg gegen die HSG Osnabrück die Tabellenführung. Die Stimmung war angesichts der Leistung dennoch gedrückt. Welche deutlichen Worte Trainer Kai Freese und seine Spielerinnen Lina Witte und Anna Kemper fanden.

Diepholz – Spitzenreiter-Gesänge, ein vor Freude hüpfender Spielerinnenkreis? Nein, auf ihre üblichen Feierrituale in der Diepholzer Mühlenkamphalle verzichteten die Löwinnen nach dem fünften Sieg im fünften Spiel. Die Party nach der erlösenden Schlusssirene fiel stattdessen kleiner als sonst aus. Der Tabellenführer der Handball-Oberliga beließ es am Samstagabend nach dem 27:26 (17:11)-Zitter-Heimsieg dabei, der verhältnissmäßig kleinen Kulisse von rund 100 Zuschauern mit Applaus für die Unterstützung zu danken.

Trainer Kai Freese war indes nicht nach Beifall – für seine Löwinnen. Stattdessen schlug der Coach während des Spiels schonmal gefrustet gegen die Hallenwand. „Das war so unnötig“, schimpfte Freese über den innerhalb von neun Minuten verspielten Acht-Tore-Vorsprung (26:18, 49.) in der Schlussphase. „Leider waren unsere beide Torhüterinnen (Rike Kühling, Jessica Michel, d. Red.) kein Faktor. Aber bei der Abwehr können sie auch nur schlecht aussehen“, kritisierte Freese und fuhr fort auf seiner Mängelliste: „Auch die Qualität unserer Würfe war nicht gut. Wir schießen der Torhüterin teilweise an den Oberschenkel. Und ich kann mich an kein Tor über die erste Welle erinnern. Wir müssen uns die Treffer alle hart erarbeiten.“

Handball-Oberliga: HSG Hunte-Aue Löwen – HSG Osnabrück 27:26 (17:11)

Löwinnen: Kühling, Michel – Mohammad, Bahr (4), Lindner (3), Gläser (2), L. Witte (2), Scheper, K. Witte (2), Meyer (3), Klostermann (5/2), Kemper (5), Osterhaus, Buchwald (1). Siebenmeter: Löwen: 6/4; Osnabrück: 2/1. Zeitstrafen: Löwen 2, Osnabrück 2. Zuschauer: 100. Schiedsrichter: Manfred Gardianczik, Jens Stammer.

Auffällig: Auf Tormaschine Karla Witte verzichtete der 50-Jährige größtenteils. „Sie fährt jetzt zwei Wochen in den Urlaub. Da wollte ich uns schonmal dafür präparieren, wie wir ohne sie die nächsten Spiele absolvieren“, erklärte Freese seine Maßnahme.

Lina Witte: Löwinnen-Sieg „ein Glücksfall“

Schwester Lina Witte kam dagegen auf wesentlich mehr Spielzeit, fand ebenso deutliche deutliche Worte wie Freese: „Wir waren am Ende zu hibbelig, haben zu viele Fehler gemacht, nicht konzentriert abgeschlossen. Und dass wir dann kurz vor knapp noch mit einem Tor gewinnen, ist echt ein Glücksfall.“ So konnte auch ihr E-Jugendteam jubeln, das die Löwinnen beim Einlaufen in die Halle begleitet und während des Spiels lautstark in der ersten Reihe angefeuert hatte.

Die hauchzarte 27:26-Führung unter den Augen von Ex-Trainerin Medea Mosel, die ihrem früheren Team den in der Vorsaison versprochenen Besuch abstattete, brachten die Lady Lions letztlich im eigenen Ballbesitz über die Ziellinie. „Die Hose hatte ich beim letzten Angriff nicht voll, ich habe aber gehofft, dass die Schiris nicht Zeitspiel anzeigen“, gab Freese einen Einblick in seine Gefühlswelt kurz vor Schluss.

Rückraumspielerin Anna Kemper verspürte bei der Schlusssirene „große Erleichterung. Es war spannend bis zur letzten Sekunde. Die letzten acht bis zehn Minuten war die Abwehrleistung eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Da haben wir uns das Leben echt selber schwer gemacht. Wir hatten keinen Zugriff mehr, haben keine Stoppfouls mehr gezogen.“

Anna Kemper: „Keine Spielerin auf der Platte hat die Vorgaben umgesetzt“

Dabei habe Freese genau das laut der 28-Jährigen im Team-Timeout angesprochen. „Wir hatten klare Vorgaben vom Trainer“, sagte Kemper: „Keine Spielerin auf der Platte hat die Vorgaben umgesetzt.“

In der Zeit, in der die Löwinnen noch nicht in die Bredouille gekommen waren, hatte Kemper fünf Tore erzielt, war damit zur besten Werferin des Spiels avanciert – gemeinsam mit Teamkollegin Kim Klostermann. „Ich fühle mich angekommen und schon ein wenig zu Hause“, erklärte die Neu-Löwin, die im Sommer von Regionsoberligist BW Lohne kam, und mit den Lady Lions in der Oberliga weiter ganz oben steht. Für Freese ist Letzteres unwichtig: „Die Tabelle interessiert mich einen Dreck. Wir müssen schön demütig bleiben. Denn mit dieser Leistung ist in Hildesheim (Samstag, 18.00) kein Punkt drin.“

Spielerin des Spiels: Anna Kemper

Die Rückraum-Spielerin der Löwinnen ackerte unermüdlich und biss sich durch die zupackende Osnabrücker Abwehr, erzielte so fünf Tore.