Quelle: Kreiszeitung vom 17.9.22 ( Daniel Wiechert)

Wer zu Wochenbeginn die Homepage der HSG Hunte-Aue Löwen besuchen wollte, wurde ausgebremst. „Die von Ihnen gewünschte Seite ist temporär nicht erreichbar“, hieß es dort – versehen mit einem Warndreieck. Irgendwie passt es zur derzeitigen Lage bei diesem Verein. Das jahrzehntelange Handball-Aushängeschild des Landkreises gleicht einer Baustelle.

Barnstorf/Diepholz – Im Frühjahr stieg das Männer-Team aus der Oberliga ab, die Zweitvertretung aus der Verbandsliga. Gleichzeitig sorgten die Löwinnen Mitte April mit ihrem Oberliga-Aufstieg für Furore. Doch in der vergangenen Woche knallte es auch bei ihnen, als Trainer Mario Mohrland Stunden vor dem Saisonstart per WhatsApp-Nachricht hinschmiss. Die Selbstzerfleischung bei der HSG Hunte-Aue Löwen war perfekt.

Zur Abwechslung mal für positive Schlagzeilen sorgen möchte ab Samstag Marko Pernar. Der serbische Mittelmann ist seit diesem Sommer neuer Spielertrainer der ersten Herren-Mannschaft in der Verbandsliga und soll als Vorarbeiter die Großbaustelle in den Griff bekommen. Die Lust, kräftig anzupacken, ist ihm jedenfalls nicht abzusprechen. „Ich habe richtig Bock. Wir wollen geilen Handball spielen und beweisen, dass wir es können“, sagt der 30-Jährige, der eine lange Vorbereitung hinter sich hat, wenn die Löwen am Samstag um 18.30 Uhr bei der HSG Seevetal/Ashausen in die neue Verbandsliga-Saison starten.

Bereits 15 Tage nach ihrem letzten Oberliga-Spiel hatten sich die Löwen am 13. Juni zum Neustart getroffen. „Es ging um die Grundlagen, viel Kraft und Ausdauer“, verrät Pernar, „alles ohne Ball in der Hand, die Jungs sollten noch etwas Abstand von der Saison bekommen.“ Im Hochsommer gab es einen vierwöchigen Cut, währenddessen jeder sein persönliches Programm durchzog. Seit dem 15. August liegt der Fokus auf dem Saisonstart. „Wir haben angefangen, eine neue Mannschaft aufzubauen, neue Spielzüge zu entwickeln, einen neuen Abwehrverband, eine neue schnelle Mitte. Das braucht Zeit, deshalb arbeiten wir jetzt seit fünf Wochen intensiv an diesen Dingen“, betont Pernar, dem zwei Aspekte besonders wichtig sind: absolute Geschwindigkeit im Spiel nach vorn, strikte Disziplin im Abwehrverhalten. „Defensiv müssen wir kompakter stehen, jeder muss seine Aufgabe ganz genau kennen.“ Eigentlich hatte der Spielertrainer zum Vorbereitungsstart eine 5:1-Deckung favorisiert. „Aber Patryk (Abram, d. Red.) war so viel verletzt – und ihn hatte ich vorgezogen vorgesehen. Daher konnten wir das jetzt erst mal nicht umsetzen. Aber ich glaube, das kommt noch in der Saison. Wir spielen jetzt 6:0, das läuft ganz gut.“

Im Offensivspiel wollen sich die Löwen die neue Anwurfzone zunutze machen. Nach einer Regeländerung muss der anwerfende Spieler nicht mehr mit einem Fuß die Mittellinie berühren, sondern darf den Anwurf aus der Bewegung heraus im neu geschaffenen Mittelkreis ausführen. „Ich glaube, dass die neue Regel ein Vorteil für uns sein kann, um das Spiel noch schneller machen zu können. Wir werden deshalb auch versuchen, minimal zu wechseln. Abwehrspieler spielen auch Angriff“, erläutert Pernar: „Früher konnten wir das nicht machen. Da war einer stark in der Abwehr, einer spezialisiert für Angriff. Dadurch wurde es etwas langsam, die Gegner hatten viel Zeit, sich zu erholen und sich richtig zu ordnen. Jetzt versuchen wir, so schnell wie möglich, einfache Tore zu bekommen. Das ist so die größte Änderung, die ich mir gewünscht habe.“ Es bedeutet aber auch, dass Pernar – nicht gerade ein Defensivspezialist – wohl auch häufiger mal draußen bleiben wird. „Wenn ich beides spiele, fehlt mir auch der richtige Überblick“, sagt Pernar.

Und so kommt Neuzugang Marko Stojisavljevic ins Spiel. Der 30-jährige Bosnier soll direkt Verantwortung bei den Löwen übernehmen. Zuletzt spielte der 1,86 Meter große Mittelmann für den RK Bosna Sarajevo. Nikola Stankovic, den zweiten externen Neuzugang, beschreibt Pernar als „echten Shooter“. Der 23-Jährige spielte im Vorjahr noch für die Eppan Löwen in der ersten Liga Italiens. Der 1,97 Meter große Serbe ist für den linken Rückraum vorgesehen. Ein Problem besteht aber weiter im Rückraum: Durch die Handball-Pause von Jan Linne haben die Löwen keinen Linkshänder mehr. Außerdem muss sich nach den Abgängen von Ex-Kapitän Cedrik Quader, Rechtsaußen Kevin Heemann und Torwart Frederik Hohnstedt erst mal eine neue Teamhierarchie finden. Nicht umsonst spricht Pernar davon, „erst mal eine Mannschaft zu werden“, wenn er auf Saisonziele angesprochen wird. Zudem wolle er so viele Punkte wie möglich sammeln und jüngere Spieler weiterentwickeln. Der Umbruch läuft. Und zumindest der Umbau der Homepage hat geklappt. Seit Donnerstag ist das Warndreieck verschwunden.

Stenogramm

Kader
Tor: Donatas Biras, Peter Kowalski
Außen: Patryk Abram, Julian Wilkens, Yury Pishchukhin
Rückraum: Stefan Beljic, Silas Steinke, Max Wiese, Marko Pernar, Marko Stojisavljevic, Nikola Stankovic.
Kreis: Dennis Wulf, Luis Lengauer

Zu- und Abgänge
Zugänge: Marko Stojisavljevic (RK Bosna Sarajevo), Nikola Stankovic (Eppan Löwen), Niko Hartmann (eigene Zweite)
Abgänge: Cedric Quader (Karriereende), Frederik Hohnstedt (SFN Vechta), Jan Linne (Auszeit), Kevin Heemann (TV Cloppenburg), Luis Varela (ATSV Habenhausen)

Das Team ums Team
Spielertrainer: Marko Pernar (30)
Co-Trainer: Denis Maksimovich (44), Heiner Thiemann (70)
Teammanager: Carsten Voss, Lasse Thiemann
Fitnesstrainer: Andreas Geweiler
Betreuer: Jürgen Nackenhorst, Bernd Nitschke