Quelle: Kreiszeitung vom 25.8.23 ()

START IN DIE SAISON Die HSG Hunte-Aue Löwen legt los in der Handball-Oberliga. Die Löwinnen haben einige neue Spielerinnen, einen neuen Trainer – und treten in einer für sie neuen Liga an. Die Vorbereitung war eher durchwachsen, es gibt auch eine „Problem-Position“ – aber auch einige Mutmacher. Hier kommt die große Saisonvorschau inklusive des kompletten Kaders, des Saisonziels und der Favoriten:

Diepholz – Dieses Wort löst eigentlich bei allen sofortige Glücksgefühle aus – bei Kai Freese allerdings eher Seufzer. Urlaub! Wenn er es hört, denkt er momentan nicht etwa an eine schöne, entspannte Zeit am Meer oder in den Bergen – sondern an eine nicht eben optimale Vorbereitung mit seiner neuen Handball-Mannschaft. Der Coach der HSG Hunte-Aue Löwen musste vor dem Start in die Oberliga Niedersachsen – am Sonntag (17.00 Uhr) mit einem Heimspiel in Diepholz gegen den MTV Rohrsen – immer wieder auf Spielerinnen verzichten. „Das habe ich in der Form noch nicht erlebt“, sagt der 49-Jährige: „Aber es ist jetzt eben so, wie es ist.“

In puncto Fitness sieht er keine Schwierigkeiten, zumal die verreisten Löwinnen „Hausaufgaben“ mitbekommen haben. Es gehe vielmehr um handballspezifische Themen, die in den Trainingseinheiten nicht wie vom Coach gewünscht einstudiert werden konnten. „Da hängen wir zwei bis drei Wochen hinterher“, meint Freese und ergänzt: „Die Automatismen sind noch nicht drin.“

Der frühere Rückraumspieler – lange Trainer bei SFN Vechta und zuletzt bis zu seiner Freistellung im März beim späteren Drittliga-Aufsteiger TV Oyten – hat einige Ideen mit nach Diepholz gebracht. Es gibt nun „ausgiebige Videoanalysen“ vor den Spielen und „detaillierte Matchpläne in schriftlicher Form“. Zudem möchte Freese die taktische Flexibilität beim letztjährigen Vizemeister der Oberliga Nordsee erhöhen. Etwa mit neuen Auslösehandlungen in der Offensive, die Namen wie „Moped“ oder „Friesland“ tragen. „Wie bringen wir Spielerinnen in bessere Wurfpositionen, damit sie gar nicht groß ins Eins-gegen-Eins gehen müssen? Darum geht’s. Früher nannte man das Spielzüge“, erklärt der Coach mit einem Schmunzeln. Er hat auch bereits eine 5:1-Deckung üben lassen, als Alternative zum 6:0-Stammsystem: „Da braucht man viel Abstimmung und Kommunikation – und auch da hängen wir leider noch hinterher.“

Die Integration der Neuzugänge im Kader, den Ulrich Preen als Sportlicher Leiter schon vor Freeses Zusage komplett zusammengestellt hatte, klappt dagegen gut. Bereits Anfang Juni haben die Löwinnen präsentiert, wen sie dazu holen – und das interessierte eine Menge Leute. Das kurze Video auf dem Instagram-Account dieser Zeitung (lokalsportlandkreisdiepholz) hatte bis zum 24. August 90 308 Klicks von 88  916 unterschiedlichen Konten.

Zwei, die sich dort vorstellen, werden jedoch in dieser Saison nicht für die Löwinnen auflaufen – sondern dort nur regelmäßig mittrainieren. Die Zwillinge Ellen und Gracia Schlömer (18), in der A-Jugend von BW Lohne aktiv, bekommen kein Zweitspielrecht für die HSG. „Das war eine Fehleinschätzung von mir“, gibt Preen zu.

Auftakt am Sonntag gegen MTV Rohrsen

14 Mannschaften spielen in der Oberliga Niedersachsen, zu der ab dieser Saison auch die HSG Hunte-Aue Löwen gehört. Neue Gegner, unbekannte Hallen. Ein Nachteil für den amtierenden Vizemeister der Nordsee-Staffel? „Nein“, sagt Neu-Trainer Kai Freese: „Das ist doch reizvoll.“ Am Sonntag (17.00 Uhr) legen die Löwinnen in der heimischen Mühlenkamphalle los – gegen Landesliga-Aufsteiger MTV Rohrsen. Freese hat bereits Infos über den Gegner. Auf Birte Kierat, Lucie Albrecht, Cathrin Trant, Victoria Pook und Jenny Lönneker sei besonders zu achten. Aus seinem eigenem Team fehlt – neben den noch länger Verletzten – lediglich Alena Meyer (Urlaub).

Somit sind es noch sieben Zugänge – vier externe und drei aus der eigenen Jugend. Torhüterin Rike Kühling (25) wird mit Jessica Michel „ein sehr gutes Oberliga-Gespann“ bilden, ist sich Freese sicher: „Sie tut der Mannschaft gut, ist ein absoluter Gewinn.“ Eine feste Rangfolge zwischen den Pfosten ist nicht geplant.

Anna Kemper (28) hat bereits angedeutet, dass sie vor allem im Innenblock der Abwehr (an der Seite von Laura Scheper oder Lea Hillmer) eine Verstärkung sein kann. Anna Lindner (25) sei wurfstark, habe aber „noch Probleme mit dem Harz“, sagt Freese: „Sie hat noch nie damit gespielt.“ Und Lisanne Dießel (22) ist für den rechten Rückraum eingeplant. Aus dem Löwinnen-Nachwuchs rücken dann noch Keeperin Amelie Bünte (17), Christina Mohammad (18) und Elis Kambacheva (17) hoch.

Letztgenannte ist aktuell die einzige fitte Linkshänderin im Aufgebot. Anna Dehlfing wird nach ihrem Kreuzbandriss vermutlich erst 2024 wieder einsatzbereit sein. „Rechtsaußen – das ist eine Problemposition“, sagt Freese. Zumal Elisa Buchwald noch fast gar nicht trainiert hat und Laura Oehlmann wegen Schulterproblemen auf unbestimmte Zeit ausfällt. Deshalb gibt es Alternativ-Pläne mit Julia Bahr, Alena Meyer und Madeline Matos Ferreira. „Das ist aber Flickschusterei. Dass wir da keine Gelernte haben, macht mir ein bisschen Bauchschmerzen“, gesteht Freese.

Das geht ganz gut mit Spitznamen. Für Anna Lindner haben sich die Mädels zum Beispiel schon Ali überlegt.

Löwinnen-Trainer Kai Freese auf die Frage, wie er die drei Annas (Lindner, Kemper und Dehlfing) im Kader auseinanderhält

Durchwachsene Vorbereitung, neuer Trainer, neue Konzepte, neue (und vermutlich stärkere) Liga: Bei der Zielsetzung ist Freese deshalb recht defensiv und empfiehlt: „Wir sollten demütig sein und etwas kleinere Brötchen backen.“ Sich für die ab 2024 existierende Regionalliga zu qualifizieren, dürfte für die Löwinnen ein hartes Stück Arbeit werden. „Nur die Top Drei aus den beiden Oberligen sind fix dabei“, berichtet Preen: „Ansonsten müssen wir abwarten, wie viele Teams aus der 3. Liga runterkommen und wie die so genannte gleitende Skala dann angewendet wird.“

Freese ahnt bereits: „Die Regionalliga wird von der Leistungsstärke her eher eine Drittliga-Staffel. Das wird heftig. Wenn wir da spielen wollen, müssen wir uns jetzt erst mal durch die Oberliga boxen.“ Am Sonntag beginnt der Kampf über 26 Runden.