Quelle: Kreiszeitung vom 28.10.24

Die fünfte Niederlage im sechsten Regionalliga-Spiel war für die Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen eine vermeidbare. Doch nach einer komfortablen Führung reagierten sie auf einen taktischen Schachzug des TuS Jahn Hollenstedt konfus – und verloren mit 26:29.

Diepholz – „Die verflixte 7“ – diese Fernsehsendung aus den 80ern dürfte Amelie Gabriel kaum kennen. Kein Wunder, denn die Handballerin des TuS Jahn Hollenstedt ist erst 19 Jahre jung. Dafür präsentierte sie den 180 Zuschauern in der Diepholzer Mühlenkamphalle am Samstagabend „Die verflixte 77“ – mit dem Resultat einer 26:29 (14:12)-Niederlage der HSG Hunte-Aue Löwen. Die neun Tore der Rechtsaußen-Akteurin mit eben jener Rückennummer 77 hätte das Team von Trainer Mateusz Chylinski wohl noch verkraften können, nicht aber ihre Sonderbewachung von Löwen-Kapitänin Lea Hillmer, siebenfache Torschützin und Schaltzentrale des Regionalliga-Aufsteigers.

Stark: Keeperin Jessica Michel mit 15 Paraden und einem Tor

„Als Lea aus dem Spiel genommen wurde, ist uns nicht mehr viel eingefallen“, bekannte Torhüterin Jessica Michel, mit drei gehaltenen Siebenmetern und zwölf weiteren Paraden beste Löwin.

In den letzten zehn Minuten stand die einen halben Kopf kleinere Gabriel der HSG-Regisseurin auf den Füßen, folgte ihr auf Schritt und Tritt. Die Luft, die Hillmer von da an atmete, hatte die U19-Nationalspielerin vorher schon gesiebt. Auch die mit vier Treffern erfolgreiche Rückraum-Kämpferin Kim Klostermann, die sich bis zuletzt gegen die Niederlage stemmte, sah in diesem Schachzug den Knackpunkt: „Als sie angefangen haben, eine von uns rauszunehmen, sind wir in Hektik verfallen.“

Karla Witte verletzt sich in der Schlussphase

HSG-Coach Chylinski hingegen nicht: „Ich dachte nur: Jackpot!“, verriet er: „Denn Karla war ja gut drauf“, sagte er über seine mit neun Toren gefährlichste Werferin Karla Witte. Die musste allerdings sechs Minuten vor Schluss nach einem robusten Einsteigen von Saskia Thürnau und Nele Nickel mit einer Rückenverletzung runter.

Spielerin des Spiels: Jessica Michel

Drei Siebenmeter gehalten, zwölf weitere, teils freie Bälle entschärft – und sogar ein Tor selbst erzielt: tadellose Leistung der Löwen-Keeperin.

Die Szene zeigte, warum den Gästen das Comeback glückte: Mit einer kompakten und kompromisslosen Deckung zogen sie den Löwinnen die Zähne, rückten in der letzten Viertelstunde meist zu zweit raus auf die Ballführende, verschoben gut und stellten die Räume zu. Da blieben auch schon mal ein ausgefahrenes Bein gegen Witte oder ein Umreißen in der Luft ungeahndet, „aber wir dürfen die Niederlage nicht auf die Schiedsrichter schieben“, stellte Klostermann klar. Gleichwohl „hat uns das am Ende Kraft gekostet“, gestand Chylinski.

Diese Wende war zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht zu erahnen. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, die sechsmal unentschieden stand, zog die HSG davon. Keeperin Michel traf nach einer ihrer Paraden per Weitwurf zum 16:12 ins leere Tor (32.), Witte markierte das 20:16 und 21:17 (42.). Gabriels Doppelpack zum 18:21 und 19:21 (44.) gab Hollenstadt aber die Sicherheit zurück, und mit dem 23:22 (50.) sorgte Gabriel für die erste Jahn-Führung überhaupt.

Abschlussschwäche in der Schlussphase

Danach kamen die Löwinnen nicht mehr zurück, „weil wir uns viel zu frühe Würfe genommen haben, anstatt unsere Angriffe selbst in Überzahl vernünftig durchzuspielen“, haderte Michel. Chylinski ärgerte sich, „dass wir gefühlt hundertmal in dieselbe Ecke zielen“ – leichte Beute für Keeperin Janine Schwarz. Mit der Abwehrleistung zeigte sich der Löwen-Coach hingegen „einigermaßen zufrieden. Aber Hollenstedt ist geduldiger geblieben.“

Regionalliga Frauen

HSG Hunte-Aue Löwen – Jahn Hollenstedt 26:29 (14:12) – Löwinnen:Michel (1) – G. Schlömer (2), Matos Ferreira (1), Walter (1), E. Schlömer, Dießel, Richter, Scheper, Witte (9/1), Hillmer (7/2), Klostermann (4), Kambacheva (1)