Quelle: Kreiszeitung vom 6.4.22 (Julian Diekmann)
Dass Spieler von anderen Clubs abgeworben werden, gehört auch bei Amateurvereinen zum alltäglichen Geschäft. So geschehen jetzt bei den Handballern der HSG Hunte-Aue Löwen. Leistungsträger Kevin Heemann verlässt den Oberligisten zum Saisonende. Der 25-Jährige schließt sich zur neuen Spielzeit dem TV Cloppenburg an. Dort soll Heemann die Position auf Rechtsaußen neben Michal Skwierawski vervollständigen. Das gab der Drittligist am 1. April auf seiner Facebook-Seite bekannt.
Barnstorf – So weit, so gut. Doch anscheinend missfiel den Löwen die Veröffentlichung. „Wir haben gehofft, es handelt sich um einen grafisch gut gemachten Aprilscherz“, heißt es auf der Facebook-Seite der Löwen. Ist es aber nicht. „Dabei handelt es sich um einen furchtbar schlechten Stil des TV Cloppenburg. Solche Meldungen gehören nach der Saison veröffentlicht und nicht mitten im Abstiegskampf. Wir sind entsetzt“, heißt es in dem Löwen-Post weiter.
Anschuldigungen, die die Cloppenburger so nicht stehen lassen wollen. „Wir möchten uns ganz klar wehren gegen den Vorwurf, dass unsere Veröffentlichung einer Wechsel-Personalie für die neue Saison ein Foul gegenüber der HSG Hunte-Aue Löwen darstellen würde“, schreiben die TVC-Verantwortlichen in ihrem Antwort-Post. Weiter heißt es: „Vielmehr ist dieses Vorgehen gelebte Praxis. Der Vorwurf entbehrt jeglicher Grundlage, vor allem, weil wir im Vorfeld abgewartet haben, dass die Verantwortlichen der HSG Hunte-Aue Löwen (vor circa vier Wochen) und auch die Mannschaft (vor circa zwei Wochen) vom Spieler informiert wurden.“
Dass die Veröffentlichung eine Überraschung sei und daher einen sportlichen Einfluss auf den weiteren Saisonverlauf nähme, entbehre somit jeglicher Logik und „ist nicht nachvollziehbar“. So habe auch der TBV Lemgo Lippe den Wechsel „unseres Spielers Thomas Houtepen veröffentlicht“. Als weiteres Beispiel führen die Cloppenburger einen Transfer in der Fußball-Bundesliga an: „Die Bekanntgabe des Abgangs von Niklas Süle vom FC Bayern zu Borussia Dortmund hat auch keiner in München beklagt – zumindest nicht die Veröffentlichung.“
Löwen-Coach will sich zum Wechsel seines Leistungsträgers nicht äußern
Die Löwen-Verantwortlichen scheinen dennoch irritiert zu sein. Weder die Vereinsoffiziellen noch Heemanns Trainer Heiner Thiemann wollten sich zu der Personalie äußern. „Dazu gebe ich aktuell keinen Kommentar ab. Erst zu gegebener Zeit, wenn die Saison vorbei ist. Ich konzentriere mich momentan voll und ganz auf den Abstiegskampf. Wir brauchen jetzt keine Diskussionen“, blockt Thiemann ab.
Dass Heemann nun den Sprung zum Drittligisten wagt, ist dagegen keine große Überraschung. Als der Stammspieler seinen Vertrag bei den Löwen im Januar 2021 verlängert hatte, deutete sich schon an, dass es wohl nur ein Verbleib auf Zeit sein würde. Damals sagte der angehende Gymnasiallehrer (Mathe und Sport) zu seiner Verlängerung vielsagend: „Mein Ziel ist es, mal in der 3. Liga zu spielen.“ Gleichzeitig sagte er aber auch: „Ich hoffe, dass uns der Aufstieg in den kommenden Jahren noch einmal gelingt.“
Danach sieht es aktuell nun wirklich nicht aus. Die Löwen dümpeln als Tabellenzehnter in der 13 Mannschaften umfassenden Oberliga Nordsee im letzten Drittel des Tableaus herum. Abstiegskampf statt Aufstiegsträume.
Kevin Heemann sucht neue Herausforderung
Fakten, die Heemann wohl auch zu einem Wechsel bewogen haben. „Ich spiele seit der E-Jugend für die HSG und seit neun Jahren für das Herrenteam. Ich möchte noch mal etwas Neues kennenlernen. Und da Cloppenburg schon seit Jahren bei mir anfragt, möchte ich den Schritt jetzt wagen“, sagt der 25-Jährige zu seinem Wechsel. Und zu dem Facebook-Streit fügt er hinzu: „Beide Vereine haben sich darauf verständigt, dass ich erst die Mannschaft informiere, bevor der Wechsel öffentlich wird. Das habe ich vor rund zwei Wochen auch getan. Aber es waren nicht alle Teamkollegen anwesend, sodass es einige nicht mitbekommen hatten und sich im Nachhinein auf den Schlips getreten fühlten. Anschließend eskalierte es dann bei Facebook.“
Zum Abschluss der Diskussion wählten die Cloppenburger, die sich gerade gegen den Drittliga-Abstieg stemmen, noch versöhnliche Worte an die Löwen: „Wir wünschen euch trotzdem viel Erfolg beim weiteren Abstiegskampf. Wir würden uns – im Falle unseres Abstiegs – riesig freuen, wenn wir gemeinsam auf zwei Oberliga-Derbys in der kommenden Saison entgegenfiebern könnten . . .“