Quelle: Kreiszeitung vom 11.9.23 ()

25:20 gegen Germania List: Die HSG Hunte-Aue Löwen hat in der Handball-Oberliga-Niedersachsen den dritten Sieg im dritten Spiel eingefahren und die Tabellenführung verteidigt. Einen großen Anteil daran hatten die beiden starken Torhüterinnen Rike Kühling und Jessica Michel.

Diepholz – Kai Freese lehnte an der hölzernen Tribünenbegrenzung. Und schmunzelte. Und schüttelte den Kopf. Und sagte: „Ich bin schon so lange dabei, ich lasse mich nicht locken.“ Angesprochen auf den dritten Sieg im dritten Spiel der Handball-Oberliga Niedersachsen, auf die verteidigte Tabellenführung und den insgesamt formidablen Start, wollte der Coach der HSG Hunte-Aue Löwen am Samstagabend partout nicht euphorisch werden. Stattdessen blieb er verbal lieber in der Defensive und resümierte nach dem 25:20 (14:10) gegen den SC Germania List: „Heute ging es darum, zu kämpfen und zu beißen, das haben wir getan. Die Moral war gut. Aber es war eher schwere Kost – und wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

Für den zweiten Heimsieg musste der letztjährige Vizemeister der Oberliga Nordsee viel Schweiß vergießen – wegen des wehrhaften Gegners. Aber auch wegen der äußeren Bedingungen. Ulrich Preen, Sportlicher Leiter der HSG, hatte es bei seiner Begrüßung via Mikro ganz treffend formuliert: „Willkommen in der Mühlenkamp-Sauna.“ In der Diepholzer Sporthalle war die Luft – „dank“ der hohen Temperaturen draußen – zum Schneiden dick. Während sich die Teamkolleginnen aufwärmten, saß die verletzte Außenspielerin Madeline Matos Ferreira mit einer Schiene an der rechten Hand auf der Bank – und nutzte die grüne „Timeout“-Karte als Fächer. Brachte aber nicht wirklich viel.

Spielerin des Spiels: Jessica Michel

Neun Paraden in etwa 20 Minuten. Die Löwinnen-Keeperin kam von der Bank – und brachte ihr schwächelndes Team wieder auf Erfolgskurs.

Die Hitze hatte auch dafür gesorgt, dass diesmal nur etwa 100 Handball-Interessierte den Weg in die Mühlenkamphalle gefunden hatten. Und die sahen eine Gastgeber-Mannschaft, die in der ersten Halbzeit viel richtig machte – und es auch gut auffangen konnte, dass Top-Torjägerin Karla Witte mal nicht traf, wie sie wollte. „Sie hatten einen schlechten Tag“, sagte Freese, ohne es kritisch zu meinen: „Sie hatte aber auch dicke Mandeln und war nicht richtig fit.“ Somit sorgten andere für die Tore: Anna Kemper (insgesamt fünf) etwa aus dem Rückraum. Oder Larissa Gläser (4) am Kreis. Oder Elis Kambacheva (2), die als Rechtsaußen gut spielte. Zur Halbzeit waren die Löwinnen mit einem 14:10 voll auf Siegkurs.

Im zweiten Durchgang kamen die Gastgeberinnen dann aber plötzlich ab vom Erfolgsweg – und die Gäste aus Hannover besser ins Spiel. „Uns fehlte vorne die Durchschlagskraft“, monierte Freese: „Wir haben uns vorne nicht mehr an die Konzepte gehalten und zu wenig Zweikämpfe gewonnen.“ In der 38. Minute stand es erstmals unentschieden – 15:15. Auch, weil die erste Welle, die einfache Tore bringen sollte, gar nicht klappte und die Löwinnen kein Tempospiel aufziehen konnten.

Der HSG-Coach reagierte und nahm Torhüterin Rike Kühling vom Feld, die elf Bälle gehalten, nach der Pause aber kaum noch einen zu fassen bekommen hatte. „Wenn die Mannschaft nachlässt, ist es schwierig für die Torhüterin“, urteilte Jessica Michel, die nun zwischen die Pfosten rückte: „Da braucht es dann auch mal einen Klick, damit es wieder läuft.“ Und für diesen „Klick“ sorgte sie selbst – mit tollen Taten in dieser wichtigen Phase der Partie. Insgesamt wehrte Michel in ihren etwa 20 Minuten Spielzeit neun Würfe ab. „Man kann schon sagen, dass es ein Torhüterinnen-Spiel war und wir der Mannschaft einen starken Rückhalt gegeben haben“, fand Michel. Freese stimmte zu: „Wir haben zwei sehr gute Oberliga-Keeperinnen.“

Nach und nach fanden dann die Feldspielerinnen wieder besser rein – auch Witte, die als Linksaußen noch zwei ihrer sechs Treffer (davon drei Siebenmeter) erzielte. Weil einige Löwinnen zuletzt im Training gefehlt hatten, wechselte Freese – trotz der Wärme – weiterhin nur wenig. Den Schlusspunkt zum 25:20 setzte dann Kapitänin Lea Hillmer. Und die hervorragende Michel fasste zusammen: „Wir haben einen guten Start hingelegt – aber da geht noch mehr.“

Stenogramm

HSG Hunte-Aue Löwen – Germania List 25:20 (14:10) – Löwinnen: Kühling, Michel (ab 38.) – Bahr (1), Gläser (4), Kambacheva (2), L. Witte (2), K. Witte (6/3), Hillmer (4), Klostermann (1), Kemper (5), Meyer. Siebenmeter: HSG: 3/3; List: 3/2. Zuschauer: 100. Schiedsrichter: Finn-Niklaas Siebert/Felix Zudse (TuS Rotenburg/MTV Eyendorf).