Quelle: Kreiszeitung (Malte Rehnert)

Die HSG Hunte-Aue Löwen befindet sich im Endspurt der Handball-Oberliga und hat noch Chancen, Meister zu werden und aufzusteigen. Der Sprung in die Dritte Liga kommt für die Löwinnen jedoch nicht infrage. Sie verzichten – genau wie Konkurrent „FriPe“. Der TV Oyten muss quasi nur noch zugreifen. Ulrich Preen, Sportlicher Leiter bei den Löwinnen, nennt ausführlich die Gründe für die Entscheidung.

Diepholz – Die Entscheidung war nicht leicht, aber sie musste gefällt werden – und steht nun fest: Wird die HSG Hunte-Aue Löwen Meister in der Handball-Oberliga der Frauen, steigt sie nicht in die Dritte Liga auf! Ulrich Preen, Sportlicher Leiter, bestätigte am Mittwochnachmittag den Verzicht: „Wir würden es nicht machen.“ Bis zum 15. Mai haben die Vereine der Oberliga Zeit, für die Dritte Liga zu melden. Bei den Löwinnen herrscht nun ein paar Tage früher Klarheit.

Und auch die SG Friedrichsfehn/Petersfehn, aktuell Dritter, würde den Sprung nicht wagen. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagte Co-Trainer und Vorstandsmitglied Tobias Plaggemann am Abend: „Wir verzichten auch, haben uns intensiv damit beschäftigt und festgestellt: Für uns als Dorfverein ist es vor allem wirtschaftlich nicht machbar.“ Coach Elias Wührmann ergänzt: „Rein sportlich hatten alle Interesse, klar. Aber aus unterschiedlichen Gründen ist es dann doch nicht reizvoll für uns.“

Bleibt also nur noch der TV Oyten als Aufstiegskandidat – und der scheint zumindest nicht abgeneigt zu sein. „Wir sind noch in der Findungsphase und haben kein abschließendes Urteil“, berichtet Michel Hidde, Sportlicher Leiter, gegenüber der „Verdener Aller-Zeitung“. Sagt Oyten „Ja“, ist der Aufstieg entschieden. Falls nicht, droht zumindest dem Meister eine Strafe (siehe Kasten).

Ich wehre mich nicht gegen so einen Sprung – glaube aber, dass es aktuell zu früh für uns ist. So etwas muss man vernünftig vorbereiten.

Ulrich Preen, Sportlicher Leiter des Frauenteams der HSG Hunte Löwen, über den Aufstiegsverzicht

Doch zurück zu den Löwinnen: Die Mannschaft ist bereits über die Absage informiert. „Viele hätten diese Chance gerne ergriffen, wenn sie denn wirklich kommt“, sagt Preen: „Und es wäre auch eine tolle Belohnung für eine überragende und großartige Saison gewesen. Das hätte sich die Mannschaft verdient. Wir haben eine wahnsinnig gute Stimmung und Harmonie im Team. Aber wir können eben nicht nur emotionalen Wünschen nachgehen.“

Die umfangreiche Prüfung in den zurückliegenden Wochen und Monaten habe ergeben: Die Dritte Liga sei (noch) eine Nummer zu groß für den letztjährigen Oberliga-Aufsteiger, urteilt Preen: „Es wäre ein bisschen Harakiri gewesen – und das wollen wir nicht.“ Der Sportliche Leiter spricht von einem „erheblich höheren Finanzaufwand“ plus einer organisatorischen Mammutaufgabe – beispielsweise müssten die Löwinnen wegen der höheren Auflagen ihre geliebte Mühlenkamphalle in Diepholz verlassen und nach Rehden ausweichen. Und auch sportlich wäre der Sprung enorm, zumal wegen der Umstrukturierung der Ligen zur übernächsten Saison ein vermehrter Abstieg aus der Dritten Liga droht. „Man verbrennt seine Mittel, um für ein Jahr Spaß zu haben – oder auch nicht, wenn man oft verliert“, sagt Preen. Diese ganzen Risiken sind ihm in der Summe zu groß. „Letztlich siegt die Vernunft, das kann man so sagen. Ich meine, es ist zu früh für uns. Es geht darum, hier nachhaltig etwas zu entwickeln“, betont Preen.

Das neue Ziel: In der kommenden Oberliga-Saison wieder oben angreifen und sich mit einer guten Platzierung für die eingleisige Regionalliga qualifizieren, die zur Spielzeit 2024/25 zwischen Oberliga und Dritter Liga eingeführt werden soll. Preen: „Darauf richten wir unsere Planungen aus, das wollen wir vernünftig vorbereiten. So habe ich es auch der Mannschaft klar gesagt.“

Minuspunkte für den Meister möglich

Ja, will denn keiner in die 3. Liga? Bis zum 15. Mai müssen die Clubs aus der Frauen-Oberliga melden – bis Mittwochmittag hatten weder die HSG Hunte-Aue Löwen noch der TV Oyten oder die SG Friedrichsfehn/Petersfehn (nur die ersten Drei haben ein Aufstiegsrecht) entsprechende Unterlagen bei Jens Schoof (Vizepräsident Spieltechnik im HVNB) eingereicht. Die Löwinnen und „FriPe“ werden es auch nicht mehr tun. Wenn der Meister verzichtet, drohen ihm Sanktionen. Bis zu acht Minuspunkte für die folgende Saison seien möglich, sagt Schoof: „Ich weiß aber, dass der Sprung wirtschaftlich und sportlich sehr gro

Dass es sportlich zum Titel reicht, ist nach dem Rückschlag am Sonntag bei Werder Bremen II (31:34) ohnehin fraglich. Zwei Spieltage vor Schluss liegt die HSG im Titel-Dreikampf zwar vorne – das Tabellenbild trügt jedoch. Oyten und „FriPe“ sind punktgleich (alle 36:12). Sollte dies auch am Ende so sein, zählt nicht das Torverhältnis (hier führen die Löwinnen knapp vor dem TVO), sondern der direkte Vergleich. Und da ist dann eben Oyten Erster.

Die Löwinnen konzentrieren sich jetzt darauf, ihre letzten beiden Spiele zu gewinnen und vielleicht doch Meister zu werden – auch wenn darauf kein Aufstieg folgen würde. Parallel bastelt Preen auch schon am Kader der kommenden Saison. Viel wird sich nicht verändern, das stehe bereits fest.

Offen ist dagegen noch, wer die Mannschaft dann 2023/24 trainiert und auf das Duo Klaus Klostermann/Medea Mosel folgt. Doch auch hier gebe es in Kürze eine Vollzugsmeldung, kündigt Preen an: „Ich denke, in den nächsten ein, zwei Wochen werden wir es finalisieren können.“

Kommentar zum Aufstiegsverzicht der Löwinnen: Schade – aber verständlich

Den Durchmarsch wird es definitiv nicht geben. Die HSG Hunte-Aue Löwen, erst im Sommer 2022 in die Handball-Oberliga der Frauen aufgestiegen, scheut momentan den Sprung in die Dritte Liga – wenn er denn sportlich im Saison-Endspurt überhaupt gelänge.

Den besonders ehrgeizigen Spielerinnen, die auch das Zeug für die höhere Klasse haben, wird das gewiss nicht schmecken. Sie würden sich nur allzu gerne auf noch anspruchsvollerem Niveau beweisen. Und es ist auch jammerschade, dass diesem elektrisierenden Dreikampf an der Spitze durch die Absagen der Löwinnen und von Friedrichsfehn/Petersfehn nun quasi der Stecker gezogen wird. Es geht in den letzten beiden Spielen „nur“ noch um die Meisterschaft.

Aber: Die Entscheidung der HSG ist nachvollziehbar. Die Dritte Liga wäre ein Abenteuer mit allerlei Risiken. Reicht die sportliche Qualität, zumal in der kommenden Saison auch noch ein vermehrter Abstieg droht? Kann der Verein die deutlich steigenden Kosten schultern? Kann und will er alle höheren Auflagen – beispielsweise einen dann notwendigen Hallenwechsel – erfüllen? Wenn er nicht alle diese wichtigen Fragen mit einem klaren „Ja“ beantwortet, ist ein vorsichtiges Vorgehen durchaus angebracht und sinnvoll.

Genau wie der Plan, schon jetzt offensiv die Regionalliga anzuvisieren, die zur Spielzeit 2024/25 kommen soll. Damit gibt man den Spielerinnen ein erstrebenswertes sportliches Ziel – aber eben eines, auf das man sich mit längerer Anlaufzeit perfekt vorbereiten kann. Malte Rehnert

ß ist.“ Heißt: Der Meister dürfte wohl auf Milde hoffen. Sagen jedoch alle drei Clubs ab, gibt es keinen Aufsteiger – dafür dann aber einen Absteiger mehr aus dem 28 Mannschaften umfassenden Oberliga-Topf (Nordsee und Niedersachsen). Und dann könnte es den Meister, der nicht hoch will, mit einer härteren Strafe treffen. „Uns ist wichtig, dass überhaupt jemand aufsteigt“, betont Schoof.