Quelle: Kreiszeitung Diepholz ( )

Die beeindruckende Siegesserie der Löwinnen in der Mühlenkamphalle ist gerissen. Gut drei Jahre lang gewannen die Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue jedes Heimspiel. Am Samstagabend musste sich das Team von Kai Freese nach einem Krimi jedoch mit einem 29:29 (13:14)-Unentschieden gegen den MTV Rosdorf begnügen. Warum der Löwinnen-Trainer „fassungslos“ und „maßlos enttäuscht“ war.

Diepholz – Kai Freese war nach dem 29:29 (13:14)-Thriller bedient. „Ich muss an die frische Luft“, sagte der Trainer der Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen und suchte den Gang vor die Diepholzer Mühlenkamphalle, um sein Statement zum Heimremis gegen den MTV Rosdorf abzugeben.

„Ich bin fassungslos“, ärgerte sich Freese an diesem nervenaufreibenden Samstagabend: „In der letzten Szene liegt ein klarer Regelverstoß vor. Ich habe drei Timeouts, wenn ich das zweite vor der 55. Minute nehme.“ Das hatte Freese getan – laut Spielbericht in der 37. Minute. Doch sein drittes Timeout, das der 50-Jährige eigenen Angaben zufolge sieben Sekunden vor Schluss beim Spielstand von 29:29 mit der grünen Karte beantragt hatte, bekam er nicht. Die Zeit lief stattdessen runter – ohne Torerfolg.

„Es scheint niemand die Regel zu kennen“, echauffierte sich Freese, dessen Team einen zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand aufgeholt hatte (15:20/39.): „Wir wollten eine zweite Kreisläuferin für unsere Torhüterin bringen. Dann hätten wir in Überzahl das Spiel gewonnen. Ich habe mich deshalb tierisch aufgeregt.“

Handball-Oberliga: HSG Hunte-Aue Löwen – MTV Rosdorf 29:29 (13:14)

Löwinnen: Kühling (1. Hz), Michel (2. Hz) – L. Meyer (3), Bahr, Lindner, Gläser (2), L. Witte (2), Dießel (2), Scheper (2), Hillmer (10/2), A. Meyer, Klostermann (3), Kemper, Kambacheva (5). Siebenmeter: Löwen: 3/2; Rosdorf: 7/4. Zeitstrafen: Löwen: 2; Rosdorf: 1. Zuschauer: 150. Schiedsrichter: Konstantin Franz/Fabian Heins (beide SG Findorff)

„Natürlich kennen wir die Regel“, nahm Schiedsrichter Fabian Heins Stellung. Und sein Kollege Konstantin Franz ergänzte: „Aber wir haben vorm Spiel bei der technischen Besprechung, zu der der Trainer nicht gekommen ist – was kein Problem ist, ganz klar festgelegt, dass auf den Zeitnehmer-Tisch geknallte oder geworfene Karten ohne Vorankündigung nicht gehen.“

Nach der Schlusssirene jubelten die Gäste um Toptorschützin Neele Diek (11/4). Die Löwinnen dagegen waren enttäuscht. „Das ist man immer, wenn man nicht gewinnt“, erklärte Torhüterin Jessica Michel. Freese war gar „maßlos enttäuscht“ – von der Leistung: „Wir haben nicht ein Eins-gegen-eins-Duell gewonnen und viele technische Fehler gemacht – unsaubere Zuspiele. Die Abwehrleistung war mangelhaft. Deswegen ist es in der Halbzeit auch lauter geworden.“

Kapitänin Lea Hillmer, die sich vor den rund 150 Zuschauern mit einem getapten Bänderriss im Sprunggelenk durchbiss, sah es ähnlich: „Wir haben 29 Tore gemacht, was okay ist, aber auch 29 kassiert. Das ist zu viel. Bei unserer Abwehrleistung können wir mit einem Punkt noch zufrieden sein.“

Spielerin des Spiels: Lea Hillmer

Die Löwinnen-Kapitänin erwies sich einmal mehr als echter Leader, traf trotz Bänderrisses zehnmal und war damit beste Werferin ihres Teams.

Rosdorfs Co-Trainer Benjamin Wüster war sogar „hochzufrieden mit dem Punkt – auch wegen unseres dünnen Kaders, mit dem wir angereist sind: Zwei Torhüterinnen und sieben Feldspielerinnen.“ Aber auch, weil es lange her ist, dass ein Gegner etwas Zählbares aus der Mühlenkamphalle mitnehmen konnte. Exakt am 29. Februar 2020 war das laut Sportlichem Leiter Ulrich Preen der Fall, als die Lady Lions – damals noch in der Landesliga – mit 33:36 gegen die SG Neuenhaus/Uelsen verloren.

„Es ist schon bemerkenswert, was die Löwinnen hier auf die Beine stellen – mit der Einlaufshow und dem ganzen Drumherum. Das habe ich so in der Oberliga noch nie gesehen“, war Wüster beeindruckt von der „Mühlenkamphölle“: „Aber wir haben die Halle gut leise bekommen.“ Dazu trug auch Rosdorf-Keeperin Louisa Schlote mit ihren von Wüster „gezählten 23 Paraden“ bei.

Richtig laut wurde es wieder, als Lena Meyer aus der HSG-Zweiten ausglich (23:23, 48.) – nach 19 Minuten in Rückstand. „Es wurde gepöbelt und es war hitzig. Das pusht uns“, war Michel angetan von der Schlussphasen-Stimmung: „Aber es hätte noch mehr sein können.“

Auch in Sachen Ausbeute. „Wir hätten gewinnen können“, befand Michel. „Total ärgerlich“, war für die Torhüterin auch, dass die Siegesserie zu Hause nun gerissen ist. „Aber“, so Hillmer: „Wir sind hier zumindest weiter ungeschlagen – seit drei Jahren.“