Quelle: Kreiszeitung vom 6.11.22 VON FABIAN TERWEY

Beliebte Anspielstation: Karla Witte (Nummer 24) erzielte 16 Tore beim Heimerfolg der HSG Hunte-Aue Löwen gegen Habenhausen. Foto: terwey

Diepholz – Karla Witte hielt sich nach ihrer Torshow den linken Ellbogen. „Er ist ein bisschen blau. Aber nicht so schlimm, ich schmiere etwas drauf“, sagte die Toptorjägerin des Handball-Oberligisten HSG Hunte-Aue Löwen nach dem begeisternden 39:24 (21:12)-Heimerfolg gegen den ATSV Habenhausen. Während des Spiels habe sie die leichte Prellung gar nicht bemerkt. „Das Adrenalin“, erklärte Witte. Satte 16 Tore hatte die 22-Jährige bei der Gala erzielt und am Ende ordentlich einstecken müssen.
„Unnötig, bei dem Spielstand zum Schluss noch so reinzugehen“, kommentierte Löwen-Interimstrainerin Medea Mosel die Gangart der Gäste, die in der zweiten Halbzeit maximal auf elf Tore herankamen. Witte war trotzdem nicht aufzuhalten. „Sie war unfassbar gut mit ihrem Drang zum Tor“, lobte Mosel. „Das war perfekt“, schwärmte Interimstrainerpartner Klaus Klostermann. Mosel wiederum gab zu bedenken: „Ihre Leistung war nur möglich, weil die Mannschaft das Stoßen und Rückstoßen in den länger ausgespielten Angriffen beherzigt hat.“
Die dynamischen Richtungswechsel stellten Habenhausen vor Probleme. Ihrerseits kamen die als zweitbeste Offensive der Liga ins Spiel gegangenen Gäste nicht zur Entfaltung. So ärgerte sich ATSV-Coach Ingo Renken bei einem misslungenen Angriff beim Stand von 23:35 (51.): „Das dauert alles zu lange.“ Kurz darauf sah der Trainer eine Verwarnung wegen lautstarker Schiedsrichterproteste.
„Habenhausen stand vor verschlossenen Toren, weil wir eine schnelle Fußarbeit und eine super Einstellung hatten“, freute sich Klostermann: „Alle hatten den Willen, um jeden Ball zu kämpfen.“ Immer wieder hatte der Coach die „Lady Lions“ auf der Platte angefeuert: „Helft euch, unterstützt euch.“ Zusätzlich angepeitscht von den Trommlern und den 150 begeisterten Zuschauern, hatte die HSG nur dreimal in Rückstand gelegen – beim 0:1 (2.), 4:5 (10.) und 7:8 (15.).
Auch kurzzeitige Schocks brachten die Löwinnen nicht aus dem Konzept. Laura Scheper, nach Spielschluss per Huckepack von Kim Klostermann in die Kabine getragen, war mit Sprunggelenksverletzung am linken Bein beim Stand von 5:5 (10.) zu Boden gesunken, Torhüterin Jessica Michel hatte ein heftiger Kopftreffer niedergestreckt. Habenhausens Janett Brandt sah dafür Rot (21.). Ein Kühlpad verschaffte der Keeperin zunächst Linderung, doch ab der 34. Minute rückte Laura Winkler zwischen die Pfosten. Sie fügte sich nahtlos ein, hielt gleich drei Siebenmeter. „Egal, wer reingekommen ist, jede hat gebrannt“, freute sich Mosel: „An diesem Fokus arbeiten wir derzeit. Dass wir aber gleich mit 15 Buden Unterschied gewinnen, damit habe ich nicht gerechnet.“
Während die drei Auswärtspartien allesamt verloren gegangen waren, triumphierten die Löwinnen damit auch in der vierten Partie zu Hause, setzen sich nun in der oberen Tabellenhälfte fest. „Das ist die Mühlenkamphalle – hier kommt keiner mit einem Sieg raus“, kommentierte Karla Witte die Heimstärke lächelnd. „In der eigenen Halle haben alle Bock“, sagte Mosel und suchte nach einer Erklärung für die weiße Weste auf heimischem Parkett: „Vielleicht liegt es an den Zuschauern oder an den verdammt geilen Trommlern.“ Alle gemeinsam sangen sie am Ende: „So sehen Sieger aus. Schalalalala.“