Quelle: Kreiszeitung vom 11.3.22 (Cord Krüger)
Diepholz – Yury Pishchukhin reckte aus dem halbrechten Rückraum die Siegerfäuste in Richtung der knapp 20 mitgereisten Fans, die schon eine halbe Minute vor dem Ende ihrer HSG Hunte-Aue Löwen stehend applaudierten. Kurz darauf kehrte er mit seinen dankbar klatschenden Kollegen zurück zum kleinen Gästeblock, ehe alle einen Spielerkreis bildeten. Endlich wieder einen Sieg feiern! Und dann noch einen so wichtigen beim Oberliga-Elften Elsflether TB, den die Löwen durch das 25:23 (13:14) am Mittwochabend ein wenig abschüttelten und auf Platz neun der Tabelle kletterten.
„In Elsfleth gewinnt nicht jeder“, sagte HSG-Trainer Heiner Thiemann mit Stolz auf sein Team: „Dieser Gegner hat immer Antworten parat. Aber meine Mannschaft ist immer kampfbereit.“ Lange Zeit zum Genießen dieses Erfolgs bleibt ihm und seinen Akteuren aber nicht, denn schon am Samstag steht die nächste schwere Dienstreise im Abstiegskampf an. Ab 19.30 Uhr gilt es beim Sechsten HC Bremen.
Wilkens: „Wer da nicht motiviert ist…“
„Wer von uns da nicht bis in die Haarspitzen motiviert ist, dem kann ich auch nicht helfen“, meint Julian Wilkens. Nur zu sehr ist dem HSG-Linksaußen noch das schlechteste Heimspiel dieser Saison in Erinnerung geblieben. „Nur 14 Tore haben wir damals fabriziert“, denkt Thiemann mit Grausen an jenes 14:25 zurück.
Damit sich dies am Hastedter Osterdeich nicht wiederholt, hofft Kreisläufer Dennis Wulf, dass sich die Fahrigkeiten weiter reduzieren lassen: „Bei uns schleichen sich immer wieder die Fehler der letzten Wochen ein, die dann zu einfachen Toren führen.“ Sein Coach nennt als Beispiele „planlose Pässe, die uns die Kontrolle über das Spiel kosten“. Und in der Oberliga „werden solche Defizite von jedem Gegner ausgenutzt“.
Thiemann rätselt, warum seine Löwen nicht recht zur Konstanz finden. Vielleicht liege es an der zwischenzeitlichen und ungeplant langen Corona-Pause, sicher jedoch auch am Tabellenstand.
Doch mit einem Sieg in Bremen kann die HSG im Ranking am HC vorbeiziehen – zumindest vorläufig, weil die Mannschaft von Spielertrainer Marten Franke noch zwei Spiele weniger bestritten hat als die Gäste. Damit das klappt, wünscht sich Wilkens eine ähnlich starke Abwehrarbeit wie am Mittwoch: „Es war echt schwierig, aber wir haben in der Deckung Elsfleths Wirkungskreise gut eingeengt – und Peter hat stark gehalten.“ Gemeint ist Peter Kowalski, vor zehn Tagen gerade 20 geworden und längst zum Rückhalt gereift. Im Hinspiel gegen Bremen feierte er sein Löwen-Debüt und verhinderte eine totale Demontage.
Doch auch Wilkens bekam ein Lob – und zwar von Thiemann: „Julian und Patryk Abram haben ein gutes Spiel auf den Außen gemacht.“
Thiemann-Team fast in Bestbesetzung
Sie und alle anderen Elsfleth-Besieger dürften am Samstag zur Verfügung stehen – wie zuletzt. „Aber unsere Physiotherapeutin wird einiges zu tun haben“, ahnte Thiemann schon vor dem Donnerstags-Training, in dem er es bei lockerem Auslaufen, der Einstellung auf den HC und „ein bisschen in Bewegung bleiben bei Fußball oder Basketball“ belassen wollte.
Bei den Bremern sah das in puncto Mobilität zuletzt heikler aus: Keeper Luca Prieß fiel für den jüngsten Doppelpack (am Mittwoch voriger Woche beim Sieg bei Schlusslicht Hatten-Sandkrug, am Sonntag während der Niederlage in Beckdorf) komplett aus, die Mittelmänner Ole Fietze und Fynn Schluroff saßen in Beckdorf immerhin wieder auf der Bank, kamen aber noch nicht zum Einsatz. Vor allem fehlt Franke aktuell ein Linkshänder im Kader, was sich auf der rechten Angriffsseite in Form von zu wenigen Toren niederschlug.
Für Thiemann sind derartige Probleme erst mal Nebensache: „Wir dürfen und werden niemanden unterschätzen. Bremen hat eine junge, technisch starke Mannschaft, die jetzt zwar auch wieder gute Leute an höherklassige Clubs verlieren wird. Aber es ist eben auch ein guter Ausbildungsverein.“ ck