Quelle: Kreiszeitung vom 27.2.23 (Cord Krüger)

Ausgelegte Klatschpappen zum Anfeuern, Fassbier von der Theke vor der Tribüne, Einlaufkinder zu Beginn: Die Verantwortlichen der HSG Hunte-Aue Löwen hatten zum Comeback eines Erstherren-Handball-Heimspiels in Barnstorf nach über 20 Jahren einiges aufgefahren. Zudem bekamen die 160 Zuschauer in der Vereinssporthalle 71 meist schöne Tore zu sehen – zum Leidwesen der Löwen-Fans jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Denn auch Verbandsliga-Primus OHV Aurich II zeigte sich am Freitagabend freigiebig und schenkte den Löwen mit 41:30 (21:15) reichlich ein.

Barnstorf – „Diese Mannschaft steht nicht zu Unrecht auf Platz eins“, adelte HSG-Rechtsaußen Arunas Srederis die Gäste, „und wir sind nicht zu Unrecht im Mittelfeld.“ Sein verletzter Spielertrainer Marko Pernar sah es ähnlich – und wusste mit gequältem Lächeln, dass es selbst mit ihm auf der Platte keinen anderen Sieger gegeben hätte: „Dieser Gegner wird völlig verdient in die Oberliga aufsteigen.“ Allerdings ärgerte er sich über den Auftritt seines Teams: „Das waren zu viele Passfehler, zu viele Wurffehler – und wir haben keine richtige Abwehr gestellt. Elf Tore Unterschied sind einfach zu viel.“ Lob hatte er lediglich fürs Publikum übrig: „Ich kann mich nur bei den Zuschauern bedanken, dass sie hier für eine volle Halle gesorgt und uns so unterstützt haben.“

Handball-Verbandsliga: HSG Hunte-Aue Löwen – OHV Aurich II 30:41 (15:21)

Löwen: Kowalski, Biras – Wilkens, Beljic (5), Steinke (2), Pishchukhin (3), Lengauer (4), Stankovic (3), Abram (8/3), Srederis (2), Stojisavljevic (3), Lutz. Zeitstrafen: Löwen 4, Aurich II: 2; Siebenmeter: Löwen 4/3, Aurich II 4/3. Schiedsrichter: Hamed Ben Brahim/Martin Triaden (TuS Bothfeld/SG Misburg), abgeklärter und ruhiger Auftritt in einem temporeichen Spiel.

Unterstützung, die sich Donatas Biras auch von seinen Vorderleuten gewünscht hätte: „Wir waren viel zu passiv in der Abwehr, haben auch viel verworfen. So sind dann viel zu viele Gegentore frei von der Sechsmeterlinie gefallen“, umschrieb er die knapp 20 Tempogegenstoß-Treffer, die beeindruckend einstudiert aussahen: Oft eroberte Arne Tuinmann in der Abwehr den Ball, wartete, bis Nico Gronau vom Kreis durchgesprintet war, bediente ihn mit präzisem langen Pass – und der 23-Jährige mit Drittliga-Erfahrung aus Aurichs „Erster“ vollstreckte. So kam der Kreisläufer und Linksaußen zu den meisten seiner 14 Tore.

Löwen-Torhüter haben alle Hände voll zu tun

Was alle Gäste mit Gronau gemeinsam hatten, war das hohe Tempo, mit dem sie die Löwen in der ersten Hälfte überrannten. Da passte bis auf den verheißungsvollen 2:0-Start wenig bei der HSG: Viele vor dem Tor verworfene oder jenseits der Neunmeterlinie verlorene Bälle nutzte die handlungsschnelle Drittliga-Reserve zu fixen und überlegt abgeschlossenen Konterangriffen. Keeper Peter Kowalski bekam im Löwen-Gehäuse kaum einen Ball an die Finger, dem nach 18 Minuten für ihn ins Tor gekommenen Biras erging es nicht viel besser. Nach 25 Minuten drohte bereits ein Debakel, als der OHV eine 18:10-Führung herausgeballert hatte. Zwar kämpften sich die Hausherren noch bis zur Pause ein wenig heran, doch nach dem Seitenwechsel behielten die Ostfriesen ihre hohe Schlagzahl bei. Kein Wunder – bei dem Durchschnittsalter von 22 Jahren, das nur der starke Schlussmann Austen Müller mit seinen 34 Lenzen so hoch schraubte. „Es ist eine A-Jugend-Mannschaft“, urteilte der 36-jährige Srederis, meinte das allerdings nicht respektlos: „Wenn du einer so jungen Mannschaft durch eine hohe Führung Sicherheit gibst, kommst du in Schwierigkeiten. Und sie haben sich schon früh sehr sicher gefühlt.“

Pernar ärgert sich

Pernar missfiel zudem, „dass sich die Jungs nicht an das gehalten haben, was wir in der Kabine besprochen hatten. Wir wollten defensiver spielen und besser decken.“

Stattdessen setzte sich die Mannschaft von Trainer Sören Rossow über 24:16 (33.), 29:21 (43.) und 34:24 (51.) ab. Ein Zehn-Tore-Vorsprung, den die Löwen lange Zeit verhindern wollten. Den Willen dazu konnte ihnen niemand absprechen. Doch auch Patryk Abrams acht Treffer vermochten das Debakel nicht zu verhindern. „Wir waren total heiß auf diesen guten Gegner, haben gebrannt – aber uns vielleicht dabei verbrannt“, analysierte Biras fast philosophisch.

Nach der Schlusssirene durften sich er und seine Kollegen abkühlen. Hallensprecher Matthias Giese sagte jedenfalls reduzierte Bierpreise am Tresen durch.