„Sehr emotional“ war es für Siebenfach-Torschütze Nikola Stankovic (r.). © Krüger

Von: Cord Krüger

Was für ein Spektakel: Die Löwen erobern vor einer Rekordkulisse die Tabellenführung in der Handball-Oberliga. Mehr als 800 Zuschauer verwandeln die Rehdener Dreifeld-Sporthalle beim 32:26 (16:10)-Triumph über die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg in einen Hexenkessel.

Rehden – In den letzten 60 Sekunden standen sie alle auf – und die meisten der mehr als 800 Zuschauer in der rappelvollen Rehdener Dreifeld-Sporthalle feierten die HSG Hunte-Aue Löwen für ihren intensiven und temporeichen Handball, mit dem sie am Sonntag einen 32:26 (16:10)-Triumph über die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg einfuhr und an die Oberliga-Spitze zurückkehrte. „Die Menschenmenge hat uns zu 110 Prozent Leistung geführt. Das war sehr emotional“, schwärmte Nikola Stankovic, der einige seiner sieben Treffer wie ein Derwisch vor der imposanten Kulisse feierte.

„Eine so volle Halle, dann solch ein Sieg – das hat Spaß gemacht“, strahlte auch sein Kapitän Patryk Abram: „Die Zuschauer haben es uns leichter gemacht. Und der Plan, den Marko uns gegeben hat, ist aufgegangen.“

Besagter Marko, Marko Pernar mit vollem Namen, hatte seinen Männern eine variable 6:0-Deckung mit Gegenmitteln für fast jedes neue Bookholzberger Angriffskonzept verordnet. Und „Patrick war in der Abwehr der beste“, lobte der Löwen-Trainer den Polen, und auch sonst fand er kaum Kritikpunkte: „Im Angriff waren wir sehr konzentriert, haben diesmal öfter noch mal einen Pass zum besser postierten Mann gespielt. Jeder war torgefährlich. Ich bin stolz auf mein Team und danke den Zuschauern für die Unterstützung. Ich hoffe, dass wir irgendwann mal wieder in dieser Halle zaubern dürfen.“

Entschlossen: Lars Meyer (M.) traf sechsmal für die Löwen. Krüger © Krüger

Entzaubert hatten die Hausherren den Tabellenfünften mit ihrer Defensivarbeit, wie der sechsfache Torschütze Lars Meyer unterstrich: „Die Abwehr war heute ausschlaggebend. Wir haben aggressiv verteidigt und hatten dahinter gute Torhüterleistungen.“ Die längste Zeit in Person von Peter Kowalski und dessen neun Paraden, ab der 54. Minute mit Jannik Juchelka, der noch dem Ex-Barnstorfer Florian Honschopp einen Siebenmeter abkaufte und zwei weitere Bälle entschärfte.

Spieler des Spiels: Patryk Abram

Bester Mann in der ohnehin starken Löwen-Deckung, fünf Tore als Kreisläufer und Linksaußen: Der HSG-Kapitän überzeugte an allen Einsatzorten.

Diese Szenen belegten ein weiteres Phänomen jenes perfekten Löwen-Tages: Wen immer Pernar von der Bank brachte: Er funktionierte. Etwa Stankovic, der nach einem durchwachsenen Auftakt zunächst wieder runter musste, nach der Pause aber den Großteil seiner sieben Tore warf. Oder Linksaußen Matej Ivankovic, der seine Einsatzzeiten zu sechs teils spektakulären Treffern wie einem Dreher und zwei wuchtigen Tempogegenstößen nutzte. Oder Kreisläufer Luis Lengauer, der in der Schlussphase noch zweimal netzte. Somit durfte Abram vom Kreis zurück auf seine Linksaußenposition, „auf der er anscheinend ebenfalls nichts verlernt hat“, urteilte Pernar.

Handball-Oberliga Nord

HSG Hunte-Aue Löwen – HSG Grüppenbühren/Bookholzberg 32:26 (16:10) – Löwen: Kowalski, Juchelka (ab 55.) – Ivankovic (6), Boskovic, Meyer (6), Lengauer (2), Damm (4), Stankovic (7), Powelkin, Mehinagic (2), Abram (5/1), Lutz.

Was fehlte, war lediglich die Spannung – jedenfalls ab der 15. Minute. Danach kontrollierten die Gastgeber das Gipfeltreffen. Nur beim 1:2 lagen sie zurück (2.). Danach glich Ivankovic von linksaußen aus, Kowalski parierte, Meyer hämmerte die Kugel zum 3:2 ein, der viermal erfolgreiche Mittelmann Marek Damm erhöhte auf 4:2 (5.). Über 8:5 (16.), 10:7 (23.), 13:8 (25.) und 14:19 (29.) zog Pernars Crew in einer Volldampf-Phase mit einer effizienten ersten und zweiten Welle bis zur Pause vorentscheidend davon. „Wir hatten viele technische Fehler und haben zu wenig Zugriff in der Abwehr bekommen“, gestand Grüppenbührens Kapitän Carsten Jüchter.

Und als die Hausherren zwischen Minute 35 und 40 trotz teils doppelter Unterzahl von 17:13 auf 22:13 davonzogen, war die Partie für die Männer von Stefan Buß gelaufen. Der Gästetrainer kassierte noch die Gelbe Karte (52.), arbeitete sich danach weiter an den Schiris ab und mochte hinterher weder zur Pressekonferenz des bestens aufgelegten Hallensprechers Matthias Giese noch zur Freigabe des Spielberichts schreiten. Löwen-Manager Lasse Thiemann wollte sich davon nicht die Laune verderben lassen: „Unseren Zuschauerrekord haben wir geknackt. Und wir hatten tolle Unterstützung aus dem Verein“, dankte er den mehr als 60 Helfern. Doch Gäste-Akteur Jüchter warnte die Löwen vor dem Rückspiel: „Wir haben auch immer eine volle Halle.“