Quelle: Kreiszeitung vom 28.2.22 (Fabian Terwey)
„Spitzenreiter, Spitzenreiter“, schallte es durch die Diepholzer Mühlenkamp-Halle. Die Landesliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen feierten im Spielerkreis hüpfend und singend den 36:25 (17:14)-Heimsieg gegen Verfolger SV Vorwärts Nordhorn.
Diepholz – Durch den deutlichen Erfolg im Nachholspiel baute der verlustpunktfreie Primus seinen Vorsprung auf den Rangzweiten auf satte acht Punkte aus.
Das war ein klares Statement“, sagte HSG-Trainer Mario Mohrland zufrieden: „Das muss aber auch unser Anspruch sein. Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr in der Oberliga spielen.“ Kapitänin Lea Hillmer sprach zurückhaltender von einer „kleinen Vorentscheidung“ im Aufstiegsrennen.
Die Anführerin erwies sich vor den rund 100 Zuschauern auf der Tribüne in einer komplizierten Partie als Fels in der Brandung. In der entscheidenden Spielphase nach der Halbzeit zerschellte Angriff um Angriff am Mittelblock um Hillmer und ihrer Partnerin Kim Klostermann. „Wir sind so gut eingespielt, weil wir schon in Cloppenburg zusammen waren. Mit ihr und auch mit Larissa Gläser läuft es gut“, erklärte Hillmer. So gut, dass sie selbst über ihren leicht angeschwollenen Zeigefinger an der rechten Hand schmunzeln konnte: „Da bin ich im Trikot der Gegnerin hängen geblieben. Aber ich habe schon Heilpflanzenöl drauf.“
Spielerin des Spiels: Lea Hillmer
Sechs Tore und unüberwindbar in der Defensive: Die präsente Kapitänin der Löwinnen gab lautstark Kommandos und zog das Spiel in der entscheidenden Phase auf die Seite der HSG.
Mohrland meinte: „Wir haben mit einer aggressiven Abwehr gespielt. Die Schiedsrichter haben es zugelassen.“ Nordhorn-Trainer Andreas Kunde hatte die Referees zeitweilig lautstark vom Seitenrand kritisiert, sagte nach dem Spiel: „Die Unparteiischen haben die sehr körperliche Gangart durchgehen lassen. Für mich war es zu viel. Der Sieg für die HSG war aber völlig verdient – wenn auch etwas zu hoch.“
Zwar hatten HSG-Toptorschützin Karla Witte (neun Treffer) und ihre Teamkolleginnen mit dem 6:3 (10.) schnell eine Drei-Tore-Führung herausgespielt und diese auch bis zum 8:5 (14.) halten können, doch dann schmolz der Vorsprung. Mohrland nahm beim 11:10 eine Auszeit (21.): „Wir haben uns in der ersten Halbzeit das Leben selbst schwer gemacht. Es war überhastet, und die Pässe landeten oft im Nirgendwo. Das haben wir in der Auszeit moniert.“
HSG Hunte-Aue Löwen: Gatzemeier, Michel – Gläser (3), Greiner (4), Witte (2), Scheper (1), Logvin (3), Witte (9/3), Hillmer (6), Meyer (1/1), Klostermann (6), Bahr (1).
Bis zur Pause wuchs der Vorsprung wieder auf drei Tore an, anschließend bauten die Löwinnen die Führung kontinuierlich aus. Mohrland lobte: „Wir haben unsere Nervosität abgelegt.“ Vor dem Spiel hatte der Trainer berichtet, dass der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin eröffnete Krieg in der Ukraine das Team belaste. Spielerin Kristina Logvin, in der Hauptstadt Kiew geboren, hatte im Kreiszeitungs-Interview offenbart, dass sie sich um ihre Familie in der Heimat sorgt. Der Verein spendet nun die Eintrittsgelder an eine Initiative zugunsten der Bürger der Ukraine, verkündete Ulrich Preen vom HSG-Orga-Team vorm Spiel. Logvin, die im Donnerstagstraining noch gefehlt hatte, gelang mit ihrem dritten Tor des Tages zum 36:25 trotz allem der sportliche HSG-Schlusspunkt (58.).
„Großen Respekt vor Kristina“, sagte der Coach. „Stark, dass sie gekommen ist“, meinte Hillmer: „Wir hätten aber auch verstanden, wenn nicht. Keiner von uns kann sich vorstellen, was sie gerade durchmacht. Handball ist da Nebensache.“