Das Tor wird klein für die Schützen, wenn sich Löwen-Keeper Peter Kowalski mit seinen 1,94 Metern aufplustert. Krüger © Krüger

Von: Daniel Wiechert

Nach seinen 18 Paraden stellte sich Peter Kowalski zum „Gewinnerfoto“ mit Andreas Steinke auf. Der Keeper der HSG Hunte-Aue Löwen bewies beim Sieg gegen die SG Achim/Baden mal wieder seine Extraklasse. Dabei hat der 22-Jährige derzeit viel um die Ohren.

Diepholz – Der Handschlag zwischen Peter Kowalski und dem Autor dieser Zeilen nach dem Oberliga-Spiel in der Mühlenkamphalle war eine klebrige Angelegenheit – ein untrügliches Zeichen dafür, dass Kowalski in den 60 Minuten zuvor einige Hände an die harzigen Bälle bekommen hatte. Um genau zu sein: Es waren 18 Paraden, mit denen der 22-jährige Torhüter den 36:32-Sieg seiner HSG Hunte-Aue Löwen gegen die SG Achim/Baden festgehalten hatte. Und das aus der kalten Buxe heraus!

Kowalski studiert seit dem 1. Oktober Medizin in Aachen. Damit ist er zum Teilzeit-Torhüter für die Löwen geworden. „Ich habe versprochen, bei so vielen Spielen wie möglich dabeizusein“, sagt der Mühlener: „Aber ich habe auch klar gesagt, dass ich mich erst mal in Aachen eingrooven muss.“ Das erste Mal alleine wohnen, neues und anspruchsvolles Studium, neue Bekannte, neue Orte. „Die letzten drei Wochen waren schon nicht ohne“, bekennt Kowalski: „Deshalb war ich auch selbst etwas überrascht, dass es am Samstagabend so gut funktioniert hat. Ohne Training ist es ja schon so, dass man etwas ins kalte Wasser geworfen wird.“

Akribisches Videostudium

Zumindest visuell hatte sich Kowalski vorbereiten können. Der 22-Jährige, der 2021 einige Zweitliga-Einsätze für den TuS N-Lübbecke hatte, ist laut Manager Lasse Thiemann akribisch beim Videostudium des Gegners: „Er macht unglaublich viel in der Analyse der Wurfbilder. Damit hilft er im Vorfeld der Spiele natürlich auch seinen Torwartkollegen enorm.“

Kowalski zieht sich natürlich auch die eigenen Partien rein: „Sobald das Spiel hochgeladen ist, schaue ich es abends mit meinen Eltern.“ Diese haben sich selbst seit Jahrzehnten dem Handball als Trainer verschrieben. Und was die Familie Kowalski in der bisherigen Saison von den Löwen am Bildschirm zu sehen bekommt, macht Laune. „Es herrscht eine gute Stimmung in der Mannschaft, alle sind immer gut gelaunt. Die Neuzugänge bringen sich auch richtig gut ein, nicht nur sportlich. Sie passen einfach auch menschlich sehr gut rein“, zählt der Keeper nach vier Siegen in fünf Spielen auf: „Ich glaube, das macht sich dann auch auf dem Feld bemerkbar. Gerade im Angriff sieht man diese Harmonie, das läuft schon ganz gut. Wir finden geduldig spielerische Lösungen.“

„Peter ist ein total leistungsbereiter Typ, ein absoluter Teamplayer.“

Die richtigen Lösungen benötigt Kowalski selbst am Freitag. Dann steht nach dreieinhalbwöchigem Studium bereits die erste Klausur an: Thema ist Notfallmedizin. „Da muss ich dann mal schauen, ob ich es am Samstag zum Auswärtsspiel gegen die HSG Schwanewede/Neuenkirchen schaffe“, sagt er auch mit Blick auf die knapp fünfeinhalbstündige Fahrt mit dem ÖPNV.

Dass Kowalski trotz des Umzugs überhaupt weiter für die Löwen in der Oberliga aufläuft, rechnet Manager Thiemann ihm hoch an: „Peter ist ein total leistungsbereiter Typ, ein absoluter Teamplayer. Er bringt Idealismus für den Sport mit und verkörpert die Lust am Spiel.“

Kowalski ist allseits beliebt im Löwen-Rudel. Das zeigte auch eine Szene nach Spielschluss am späten Samstagabend. Kowalski stellte sich zum gemeinsamen Foto mit Betreuer Andreas Steinke, der auch die Torwart-Statistiken während der laufenden Spiele pflegt, ins Tor. „Wir beiden verstehen uns einfach unfassbar gut“, betont Kowalski: „Und er hat sich seit letzter Saison schon immer einen Spaß daraus gemacht, dass er mal ein Foto mit mir zusammen haben möchte. Am Samstag haben wir dann die Chance für das Gewinnerfoto genutzt.“