Quelle: Kreiszeitung

Es war ein durchweg gebrauchter Samstagabend für die Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen. Nicht genug damit, dass sie ihr Heimspiel gegen die bisher punktlose Eintracht aus Hildesheim verloren, müssen sie nun auch einen längerfristigen Ausfall ihrer Leistungsträgerin Karla Witte befürchten. Gracia Schlömer trug zudem eine Platzwunde am Kopf davon.

Diepholz – Plötzlich herrschte beklemmende Stille in der Diepholzer Mühlenkamphalle. Karla Witte hob zum Wurf ab, kam auf – und blieb schreiend liegen. Trainer Mateusz Chylinski eilte zur bis dahin besten Werferin der HSG Hunte-Aue Löwen, presste ein Kühlpack auf ihr linkes Knie – doch schnell erkannten alle Umherstehenden, dass es keinen Sinn mehr machte. Gestützt von Chylinski und Lisanne Dießel hüpfte Witte auf dem rechten Bein zur Bank und erlebte von dort die enttäuschende 19:22 (10:12)-Niederlage ihrer Regionalliga-Handballerinnen gegen das bis dato noch punktlose Schlusslicht Eintracht Hildesheim.

„Karla hat sich das Knie verdreht, Genaueres müssen wir bis zum Arzttermin in der nächsten Woche abwarten“, schilderte Chylinski nach der Schlusssirene. Ihr Aus in Minute 44 beim Stand von 13:16 wollte er nicht unbedingt als Knackpunkt der Partie sehen, aber „es war das i-Tüpfelchen an diesem Abend“, urteilte eine geknickte Löwen-Kreisläuferin Laura Scheper.

Zweifellos hätte Witte als Linksaußen oder im halblinken Rückraum in der Schlussphase mehr Räume gehabt. Denn keine 60 Sekunden vor ihrem Unglück hatte Antonia Westland, Hildesheims Top-Torschützin und Nahkämpferin im Mittelblock, unfreiwillig Feierabend, weil sie Gracia Schlömer bei einem Tempogegenstoß in die Flugbahn gerauscht war (43.). Die HSG-Linksaußen schlug hart mit dem Kopf auf und zog sich eine Platzwunde zu.

„Eigentlich hätte es nach der Roten Karte super für uns aussehen können“, meinte Chylinski, „aber Hildesheim hatte die besseren Nerven. Wir hingegen haben einfache Bälle weggeworfen oder sind unnötig ins Risiko gegangen.“ Das nagte auch an Torhüterin Jessica Michel, mit stolzen 15 Paraden beste Löwin am Samstagabend: „Wir haben uns Würfe genommen, die nicht hätten sein müssen. Mit nur 22 Gegentoren musst du hier eigentlich gewinnen.“ Scheper stimmte ihr zu: „Wir brauchen mehr Ruhe. Wir haben ja schon gezeigt, dass wir es mit Ruhe besser können.“

Spielerin des Spiels: Jessica Michel

15 Paraden, darunter ein entschärfter Siebenmeter: Die Torhüterin, die 60 Minuten durchspielte, hielt die Löwinnen lange in Reichweite.

Die schlechte Quote im Abschluss gegen die mit 287 Gegentoren schwächste Deckung der Liga begleitete die HSG am Samstagabend fast die kompletten 60 Minuten. Nur ein Beispiel: die vier verworfenen Siebenmeter, teils drüber oder neben den Kasten gesetzt. Das berufsbedingte Fehlen der etatmäßigen Schützin Lea Hillmer machte sich nicht nur hier bemerkbar, sie fehlte auch als Denkerin und Lenkerin. „Aber das wussten wir ja vorher und hatten auch dementsprechend trainiert“, verdeutlichte Chylinski.

Regionalliga Frauen

HSG Hunte-Aue Löwen – Eintracht Hildesheim 19:22 (10:22) – Löwinnen: Michel – G. Schlömer, Matos Ferreira (1), Walter (2/1), Mohammad, E. Schlömer, Dießel (1), Scheper (2), Witte (5/1), Klostermann (6/1), Kambacheva (1), Buchwald (1). Bes. Vork.: Rote Karte gegen Hildesheims Westland (44./Foul).

Trotzdem taten sich die Gastgeberinnen gegen die arg das Tempo verschleppenden Gäste schwer, führten nach einem 0:2 erst- und letztmals beim 4:3 (8.), ehe sie über 5:8 (17.) und 6:10 (21.) ins Hintertreffen gerieten. „Hildesheims langes Hin- und Herspielen hat uns in der Deckung sicher Kräfte gekostet“, vermutete Keeperin Michel. Ein Dreierpack der mit bandagierter rechter Wurfhand angeschlagenen Kim Klostermannbrachte die Löwinnen jedoch wieder mit 9:11 in Schlagdistanz (26.). „Am Anfang haben wir uns nicht an die Absprachen gehalten“, monierte Chylinski, „erst nach 20 Minuten sind wir hinten offensiver rausgerückt.“ Dass es nur mit einem 10:12-Rückstand in die Kabinen ging, lag aber auch an Michel, die vor der Pause schon zehn Bälle entschärfte, darunter einen Siebenmeter.

Nach dem Seitenwechsel fand die HSG kaum noch ein Rezept – welche Deckung sie auch ausprobierte. Hildesheim agierte entschlossener, „immer einen Tick schneller“, gestand Chylinski. Und „die Schiedsrichter haben viel Härte zugelassen“, fand Scheper. Gracia Schlömer bekam dies besonders schmerzhaft zu spüren.