Brachte neuen Schwung ins Offensivspiel der Löwinnen: Mittelfrau Lina Witte bediente nicht nur Kreisläuferin Laura Scheper ein ums andere Mal, sie traf auch selbst dreifach beim Sieg gegen Stade. © Jan Könemann
Von: Jan Könemann
Sechs Niederlagen am Stück, eine frühe Rote Karte gegen Kim Klostermann und ein Rückstand zur Pause: Die abstiegsgefährdeten Handball-Frauen der HSG Hunte-Aue Löwen haben all diesen Nackenschlägen getrotzt und Tabellenführer VfL Stade sensationell mit 27:24 geschlagen. Entsprechend groß war die Freude in der Diepholzer Mühlenkamphalle nach dem Spiel.
Es lief die 56. Spielminute in der Diepholzer Mühlenkamphalle, da fingen die Regionalligahandballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen plötzlich an zu zaubern: Der Ball lief schnell und sauber durch die eigenen Reihen, über Karla Witte, Lina Witte und Lena Walter gelangte das Spielgerät schlussendlich zu Elis Kambacheva – und die junge Rechtsaußen traf per sehenswertem Heber zum 26:20. Jubel bei der Torschützin, Jubel auf der HSG-Bank und Jubel auf der mit knapp 120 Zuschauern gut gefüllten Tribüne.
Das Tor war der sprichwörtliche Deckel auf den überraschenden Sieg gegen Tabellenführer VfL Stade. Am Ende von 60 kampfbetonten Minuten stand ein verdienter 27:24 (10:11)-Erfolg für die Löwinnen auf der Anzeigetafel. Das Team von Trainer Mateusz Chylinski verschaffte sich mit diesem Sieg Luft im Abstiegskampf und kletterte in der Tabelle einen Platz hoch auf Rang neun. „Das fühlt sich verdammt gut an“, zeigte sich der HSG-Coach nach dem Spiel entsprechend erleichtert. Den Schlüssel zum Sieg sah er in der Deckungsleistung: „Vor allem in der Abwehr war das heute überragend“, freute sich Chylinski und hob Torhüterin Jessica Michel besonders hervor: „Ich schätze, sie kommt heute auf 40 Prozent. Sie war in den entscheidenden Momenten da.“
Mit 10 Treffern war Rückraumspielerin Karla Witte beste Werferin. Besonders in der zweiten Hälfte war sie kaum zu stoppen. © Jan Könemann
Spielerin des Spiels: Laura Scheper
Die 26-Jährige musste Kreisläuferin Kim Klostermann früh ersetzen – und tat dies mit Bravour. Im Mittelblock war sie eine wichtige Stütze, im Angriff mit vier Toren eine echte Belebung.
Klostermann wird früh vom Platz gestellt
Ein entscheidender Moment hätte auch die neunte Spielminute sein können – allerdings im negativen Sinne für die „Lady Lions“. Die frisch gebackene Sportlerin des Jahres, Kim Klostermann, sah nach einem Gerangel am Kreis wegen eines mutmaßlichen Ellenbogenschlags die Rote Karte. Bis dahin hatte das Chylinski-Team 4:1 geführt. Es folgte ein kleiner Bruch. Der Favorit aus Stade, der ohne Toptorschützin Lisa Prior angereist war, schlug zurück und führte in der 24. Minute erstmals mit zwei Toren – 9:7. „Dann haben wir uns vor der Halbzeit nochmal gefangen“, sagte Chylinski zum folgenden 3:2-Lauf seiner Mannschaft bis zur Pause – 10:11.
Nach einem fahrigen Beginn in Durchgang zwei steigerten sich die Löwinnen sowohl in der Abwehr als auch im Angriff und zogen bis zur besagten 56. Minute Tor um Tor davon. Beste Werferin war am Ende einmal mehr Rückraumspielerin Karla Witte (10/2). „Wir haben als Team gekämpft und es durchgezogen bis zum Schluss“, freute sie sich nach dem Spiel. Neben ihren Toren war es immer wieder das Zusammenspiel zwischen Mittelfrau Lina Witte und der für Klostermann eingewechselten Laura Scheper am Kreis, auf das sich die Löwinnen verlassen konnten. „Lina auf Schepi war eine super Kombi heute“, sagte Kapitänin Lea Hillmer, die vier Tore zum „echten Teamsieg“ beisteuerte.
Löwinnen feiern Sieg beim Karneval in Goldenstedt
Die zwei Punkte gegen den Tabellenführer seien laut Mateusz Chylinski aber „keine Bonuspunkte, sondern Wiedergutmachung“ für die vielen engen Niederlagen zuletzt. Der Trainer wusste: „Die können am Ende sehr wichtig sein.“ Für Karla Witte sei es „einfach mal wieder an der Zeit“ für solch einen Erfolg gewesen. Und wie wird ein Sieg gegen den Tabellenführer nach zuvor sechs Niederlagen am Stück gefeiert? „Schepi hat vor der Partie gesagt: Wenn wir was holen, fahren wir zum Karneval nach Goldenstedt“, erzählte Hillmer mit einem Lächeln.
Stenogramm
HSG Hunte-Aue Löwen – VfL Stade 27:24 (10:11) – Löwinnen: Michel, Bünte – Matos Ferreira (2), Walter (1), Menge, Dießel (1), Richter, Scheper (4), L. Witte (3), K. Witte (10/2), Hillmer (4/1), Meyer, Klostermann, Kambacheva (2) – Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Klostermann nach einem Foul (9.).
Ob mit Karneval oder ohne, der Hallensprecher brachte es in Anspielung auf den Vorbericht in dieser Zeitung auf den Punkt: „Mission completed“ – statt Tom Cruise alias Ethan Hunt diesmal mit Witte, Scheper, Michel und Co in den Hauptrollen.
Grenzloser Jubel nach dem Spiel: Die Spielerinnen feierten den Sieg gegen den Tabellenführer ausgelassen. © Jan Könemann
Die glücklichen Siegerinnen und Sieger der Sportlerwahl (v.l.): Kim Klostermann, Constantin Däsler und Fiona Buschmann vom Grafen-Schwimmteam. © Sigi Schritt