Quelle: Kreiszeitung vom 7.3.22 (Gerd Töbelmann)

Auf der digitalen Uhr in der Diepholzer Mühlenkamphalle stand in roten Leuchtziffern: 59:58. Zwei Sekunden also noch zu spielen im Match der Handball-Oberliga der Männer zwischen der HSG Hunte-Aue Löwen und der HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Beim Stande von 26:27 gab es Siebenmeter für die Gastgeber. Welch eine Nervenbelastung für den Schützen Marko Pernar. „Aber ich habe gewusst, dass ich den verwandele“, schmunzelte der HSG-Mittelmann später. Gesagt, getan: Knapp am rechten Ohr des Schwäne-Keepers Jan Claas Tholen vorbei zischte der Ball zum 27:27 (13:16) ins Netz.

Diepholz – Riesenjubel natürlich bei den Löwen, deren Trainer Heiner Thiemann später bei der Analyse davon sprach, „dass wir uns für unseren Kampf nicht komplett belohnt haben“. Klar, aufgrund des späten Ausgleichs war der Punkt schon etwas glücklich. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Gastgeber sechs Minuten vor dem Ende noch mit drei Toren geführt hatten, dann war es vielleicht doch ein Punktverlust.

So sah es jedenfalls der abgekämpfte elffache Torschütze Pernar nach der Partie: „Am Ende hat bei uns die Konzentration nachgelassen. Eigentlich hätten wir dieses Spiel gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf gewinnen sollen.“

Schwanewede-Coach Henning Schomann stellte zunächst einmal das Positive an dem aus seiner Sicht verlorenen Punkt heraus: „Wenigstens haben wir in dieser Saison das direkte Duell gegen Barnstorf, so nennen wir alle dieses Team noch, gewonnen.“ Um dann jedoch noch einmal mit seinem Team hart ins Gericht zu gehen: „Mich ärgert gar nicht so sehr die Rote Karte und der folgende Siebenmeter zwei Sekunden vor dem Ende. Mich regt vielmehr auf, dass wir in unserem Angriff zuvor den Ball leichtfertig hergeben. Mit etwas mehr Cleverness spielen wir die Zeit runter und holen hier zwei Punkte.“

Spieler des Spiels: Marko Pernar

Mit seiner Leistung steht und fällt das Löwen-Spiel. Am Freitag war er gut drauf und verwandelte den Siebenmeter, der seinem Team einen Punkt rettete.

Wie schon im Hinspiel (30:29 für Schwanewede) entwickelte sich auch das Match am Freitagabend zur erwartet engen Kiste. Dabei lagen die Gäste zunächst immer mit ein, zwei Toren vorn. Auch deshalb, weil Löwen-Keeper Peter Kowalski zunächst kein Körperteil an den Ball bekam. „Aber Peter hat sich im Laufe der Partie mächtig gesteigert“, erklärte Thiemann. Kein Widerspruch: Zusammen mit Pernar war Kowalski der beste Löwe auf der Platte. Kurzzeitige Unterstützung erhielt er vom Kollegen Frederik Hohnstedt, der zwei Siebenmeter parierte.

Stenogramm

HSG Hunte-Aue Löwen – HSG Schwanewede/Neuenkirchen 27:27 (13:16) – Löwen: Kowalski, Hohnstedt – Beljic (2), Varela (1), Wilkens (1), Pishchukhin (1), Lengauer, Linne (6), Quader (1), Pernar (11/6), Abram (2), Wiese, Wulf, Heemann (2). Siebenmeter: Löwen (7/6), Schwanewede (8/6). Zeitstrafen: Löwen (4), Schwanewede (4). Rote Karte für Schwanewedes Nowitzki wg. Unsportlichkeit (60.).

Nach einem 13:16 zur Pause folgte anfangs des zweiten Durchgangs die beste Phase des Thiemann-Teams. Erst klappte es mit dem Ausgleich (18:18/37.), dann freuten sich die 120 Zuschauer gar über eine 20:18-Führung (41.). Schwanewede reagierte, schickte Tholen zwischen die Pfosten – und jetzt wurde es so richtig kribbelig, denn gerade von den Außenpositionen (Patryk Abram, Jan Linne oder Kevin Heemann) wurden beste Möglichkeiten verdaddelt. „Da haben wir viele Großchancen einfach zu leichtfertig vergeben“, stöhnte Thiemann.

Schwanewede glich zunächst zum 22:22 (49.) aus und ließ sich auch durch ein 26:23 (54.) der Löwen nicht schocken. Im Gegenteil: Nach Manndeckung gegen Pernar und Heemann gelang erst der Ausgleich und 30 Sekunden vor dem Ende gar das 27:26. Die restlichen Sekunden sind schon beschrieben, sodass die Gastgeber zumindest das Remis retteten und weiterhin vom Oberliga-Klassenerhalt träumen dürfen, auch wenn es vermutlich mehr als die beiden Regelabsteiger geben dürfte.