Quelle: Kreiszeitung vom 29.11.21

Hunte-Aue Löwen mit starkem Kampf, aber vielen Fehlern gegen Nienburg / Neun Beljic-Tore

Diepholz – Kleine Beruhigung für alle Impf-Skeptiker? Untertrieben! Peter Kowalski lieferte mit seinem Gardemaß von 1,95 Metern einen ziemlich großen Beleg dafür, dass ein Piks gegen Corona nicht am körperlichen Leistungsvermögen kratzen muss. Der Torhüter der HSG Hunte-Aue Löwen zeigte drei Tage nach seiner Booster-Impfung mit 17 Paraden ein ganz starkes Spiel in seinem dritten Einsatz für die Oberliga-Handballer. Wirklich freuen konnte sich der 19-Jährige am Freitagabend jedoch nicht – denn nach der 31:32 (15:13)-Heimniederlage gegen die HSG Nienburg stand der Tabellenachte in der Diepholzer Mühlenkamphalle mit leeren Händen da. „31 Tore geworfen – das ist stark. 32 kassiert – das ist zu viel“, urteilte Kowalski, der die kompletten 60 Minuten im Kasten stand: „Zwischendurch gab‘s ein paar unglückliche Bälle, an denen ich noch dran war. Sehr frustrierend ist aber, wenn man von außen zusehen muss, wie der Ball zweimal ins leere Tor fliegt.“

Damit sprach er den Knackpunkt der ausgeglichenen Partie an: Acht Minuten vor Schluss hatte Dennis Wulf wegen zu frühen Rauslaufens bei einem Freiwurf eine Zeitstrafe kassiert, Löwen-Trainer Heiner Thiemann wollte die Unterzahl durch Kowalskis Herausnahme zugunsten eines Feldspielers kompensieren, und Nienburgs Marin Wrede bestrafte das zweimal eiskalt – erst mit dem 27:26-Führungstreffer vom Mittelkreis (53.), dann mit dem 28:26 (54.) fast von der eigenen Neun-Meter-Linie. „Wir haben den Rückstand zwar schnell wieder aufgeholt“, erinnerte Kowalski an Stefan Beljics achtes von insgesamt neun Toren sowie das 28:28 von Julian Wilkens (55.), „aber dann lagen wir plötzlich wieder zwei Tore hinten.“

Thiemann erkennt „Schritt nach vorn“

Auch Rechtsaußen Jan Linné, hinter Beljic und Wilkens (6) mit fünf Treffern drittbester HSG-Werfer, fand „die beiden Dinger ins leere Tor echt ärgerlich.“ Thiemann rügte, dass es sein Team dem Tabellendritten in dieser und einigen Phasen davor „zu leicht gemacht“ hat: „Von der Spielanlage war es wieder ein Schritt nach vorn, die Abwehr hat streckenweise gut gekämpft, aber manchmal haben wir den Gegner wieder aufgebaut.“

Die Hausherren erwischten vor gut 200 Zuschauern einen „Stotterstart“, wie ihr Coach den 0:2-Auftakt nannte. Das erste Löwen-Tor gelang Marko Pernar erst nach fast sieben Minuten zum 1:2, Linné sorgte mit dem 4:3 (10.) für die HSG-Auftaktführung. Bei Beljics 7:5, das Keeper Christopher Fraj durch die Finger flutschte (15.), lagen die Gastgeber erstmals mit zwei Toren vorn und hielten den Vorsprung über 10:8 (Tempogegenstoß durch Cedric Quader/20.) bis zur Pausensirene.

Dann aber erwischte Thiemanns Team eine schwarze Phase. Nach Linnés 17:14 (33.) arbeitete sich Nienburg über 17:18 (36.) nach einigen überhastet vergebenen Löwen-Chancen und technischen Fehlern auf 19:19 zurück und führte plötzlich mit 20:19 (39.). „Das darf nicht passieren“, monierte der HSG-Trainer: „Wir haben uns gegen eine der besseren Mannschaften dieser Liga bis zum Schluss einen offenen Schlagabtausch geliefert, aber mit solchen leichtfertigen Sachen kannst Du nicht gewinnen.“

Zwar erkämpften sich seine Männer eine 25:23-Führung, die Kowalski mit einem parierten Siebenmeter vorerst festhielt, während Quaders Zwei-Minuten-Strafe und Wulfs Zwangspause kamen die Gäste aber zu einfachen Toren. „In der Unterzahl waren wir nicht clever genug“, wusste auch Linné: „Wir hätten vorn geduldiger spielen müssen, mehr in die Breite, um die Abwehr auseinanderzuziehen. Manchmal haben wir uns eher die halbe Chance genommen, als noch mal einen Pass mehr zu spielen.“ Sein Fazit: „Heute war mehr drin, mindestens ein Unentschieden – aber wir haben es selber abgegeben.“