Quelle: Kreiszeitung vom 15.5.23

Medea Mosel und Klaus Klostermann waren sichtlich bewegt. Die Oberliga-Handballerinnen der HSG Hunte-Aue Löwen verabschiedeten nach ihrem letzten Saison-Heimspiel ihr Trainerduo. Der Coach sprach nach dem 34:31 (15:12)-Sieg gegen den TuS Jahn Hollenstedt von einer „harten Nummer“ in emotionaler Hinsicht. Mosel hatte am Samstagabend mehrfach Tränen in den Augen.

Diepholz – Am Ende brach es dann doch noch aus Klaus Klostermann heraus. Lange hatte der zum Saisonende scheidende Trainer der HSG Hunte-Aue Löwen versucht, seine Emotionen zu kontrollieren. Als dann Kapitänin Lea Hillmer das Mikro vom Sportlichen Leiter Ulrich Preen übernahm und nach dem letzten Heimspiel der Saison ebenfalls einige Dankesworte sprach, war es um den 60-Jährigen geschehen. An die Wand gelehnt, nahm der Coach seine Brille ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. Beim 34:31 (15:12)-Sieg gegen den TuS Jahn Hollenstedt vor rund 250 Zuschauern hatte Klostermann seinen letzten Auftritt in der Diepholzer Mühlenkamphalle – ebenso wie seine Trainerpartnerin Medea Mosel.

„Das war eine harte Nummer heute“, sagte der Coach, der seit 47 Jahren im Verein ist. „Ich habe geweint, ja, vielleicht zwei- oder dreimal“, berichtete Mosel bewegt: „Schon als ich in die Halle kam, lief so traurige Musik, da musste ich unseren DJ erst mal bitten, was anderes aufzulegen. Ich wollte nicht schon vorm Spiel heulen.“

Bei der tränenreichen Verabschiedung überreichte das Team dem Trainerduo unter anderem T-Shirts mit aufgedrucktem Foto der beiden und der Mannschaft – als Erinnerung an eine wohl unvergessliche Zeit.

„Es konnte niemand voraussehen, dass es so kommt“, sagte Klostermann, der nach dem überraschenden Rücktritt von Chefcoach Mario Mohrland vorm ersten Saisonspiel plötzlich als Co-Trainer alleine da gestanden hatte: „Mein Glück, dass Medea dann zugesagt hat. Bei uns hat es sofort gepasst.“

Handball-Oberliga Frauen: HSG Hunte-Aue Löwen – TuS Jahn Hollenstedt 34:31 (15:12)

Löwinnen: Michel, Winkler, Gatzemeier – Matos Ferreira (2), Oehlmann (3), Bahr (1), Gläser (3), L. Witte (4), Scheper (2), K. Witte (3), Hillmer (2), Meyer, Klostermann (12/4), Buchwald (2). Siebenmeter: Löwen 5/4, Hollenstedt 2/1; Zeitstrafen: Löwen 3, Hollenstedt 4; Schiedsrichter: Jens und Volker Kaiser (HSG Neuenburg/Bockhorn); Zuschauer: 250.

Ausschlaggebend dafür sei laut Mosel dieselbe Idee von Handball: „Wir beide lieben Laufen und Tempo.“ Überzeugungsarbeit habe sie bei Klostermann nur einmal leisten müssen: „Ich trinke gerne Tee vorm Spiel – um die Stimme zu ölen. Klaus fragte mich beim ersten Mal irritiert, warum ich eine Thermoskanne dabei hätte. Mittlerweile trinken wir vor jedem Spiel zusammen eine Tasse.“

Rau klang Mosels Stimme nach dem letzten Saison-Heimspiel dennoch. Schließlich war der Sieg ein hartes Stück Arbeit – gegen die bis vorm Match „beste Abwehr der Liga“, wie die 34-jährige Trainerin betonte: „Die sind auch athletisch tippi toppi.“ Doch die Löwinnen hatten Kim Klostermann. Zwölfmal, davon viermal per Siebenmeter, wuchtete die Rückraumshooterin ein. Der Aufsteiger hat damit in der zweiten Spielzeit in Folge alle Heimspiele gewonnen. „Heute hat es Kim in die Hand genommen“, lobte Mosel die 24-Jährige: „Wie eine Maschine hat sie die Tore reingeballert.“

Kim Klostermann über die Trainer: Wir haben alles probiert, damit sie weitermachen“

Auf Kim sei immer Verlass, sagt Klaus Klostermann über seine Namensvetterin, die er schon in der A-Jugend trainiert hatte. „Klaus hat mir immer sehr viel Vertrauen geschenkt. Und jede Einheit war schweißtreibend. Da hat man sich gesagt: Oh scheiße, Klaus ist da. Aber im Endeffekt hat es was gebracht. Ebenso wie Medeas Training. Sie hat uns so fit gemacht, wie wir es noch nie waren.“ Auch deshalb ist Klostermann „sehr traurig“, dass die Trainer aufhören: „Wir haben alles probiert, damit sie weitermachen, aber es hat alles nicht funktioniert.“

Ein gemeinsames Spiel bleibt mit dem Derby in Dinklage am kommenden Samstag. „Wir wollen noch einen Sieg holen. Alles andere haben wir nicht in der Hand“, sagt Klaus Klostermann zum Meisterrennen. Der punktgleiche TV Oyten, der jetzt als einziges Team an der Spitze für die Dritte Liga gemeldet hat, liegt wegen des direkten Vergleichs weiter vor den Löwinnen. Aufsteigen will die HSG bekanntlich nicht, aber der Titel bleibt immer noch erreichbar.

Spielerin des Spiels: Kim Klostermann

Zwölfmal hämmerte die 24-Jährige ein. Dank der Rückraumspielerin überstanden die Löwinnen auch die kritischen Phasen im Spiel.