Quelle: Kreiszeitung v. 18.9.21

START IN DIE SAISON Oberligist HSG Hunte-Aue Löwen

Die Vorbereitung war mies, die Vorzeichen für die neue Saison in der Handball-Oberliga sind nicht gerade gut für die HSG Hunte-Aue Löwen. Vor allem wegen der vielen Verletzten. Doch Trainer Heiner Thiemann ist überzeugt von der Qualität seines Teams – und zuversichtlich in Sachen Corona.

Diepholz – 1969 gründete Heiner Thiemann die Handball-Sparte im MTV Barnstorf. Seither ist er in verschiedenen Funktionen tätig für den Verein, der dann später HSG Barnstorf/Diepholz hieß und inzwischen unter dem Namen HSG Hunte-Aue Löwen an den Start geht. 52 Jahre Erfahrung sind eine Menge Holz. Da möchte man meinen, dass der 69-Jährige, der im Januar 2020 als Coach zurückkehrte, schon alles erlebt hat.

Stimmt nicht, widerspricht Thiemann – und sagt mit Blick auf die aktuelle Lage beim Oberligisten: „Unsere Vorbereitung war verrückt. Ich habe es in all den Jahren noch nie gehabt, dass wir aus Personalmangel ein Testspiel absagen mussten.“ Aber kürzlich war es soweit – die geplante Partie gegen den Westfalen-Oberligisten Rödinghausen fiel ins Wasser. Thiemann: „Ich hatte nur noch fünf fitte Feldspieler.“

„Ich glaube, dass hier mit großer Akkuratesse gehandelt wird – und dass es keine großen Probleme geben wird“.
Löwen-Trainer Heiner Thiemann über den Umgang der Handballer mit Corona und den noch bestehenden Auflagen

Viel Verletzungspech, der nicht eben üppig besetzte Kader, dazu die Ungewissheit, wie die Mannschaft nach langer Corona-Zwangspause drauf ist – und wie stark genau die Gegner sind. Die neue Saison, die am Sonntag mit einem Auswärtsspiel bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen beginnt, ist eine Wundertüte. Eine Reise ins Ungewisse. Wie auch immer man es nennen mag. Thiemann selbst bezeichnet die anstehende Serie als „Buch mit sieben Siegeln“.

Der erste Teil der Vorbereitung sei noch gut gewesen, der zweite (seit Mitte August) dann „überhaupt nicht mehr. Wir hatten und haben eine Verletzungsserie sondergleichen“, stöhnt der Löwen-Coach. Jan Linné, Marko Pernar, Patryk Abram, Yury Pishchukhin, Kevin Heemann, Kamil Chylinski sowie die beiden jungen Neuzugänge Silas Steinke und Max Wiese: Sie alle waren angeschlagen oder sind es noch. Das hat, glaubt Thiemann, auch mit Corona zu tun. Das letzte Pflichtspiel der Löwen war im Oktober 2020, ehe die noch ganz junge Saison auf Eis gelegt und dann abgebrochen wurde. Eine lange handballlose Zeit folgte. Und nun ist die Belastung wieder groß, die Spieler seien anfälliger als sonst und noch auf Rhythmussuche. „Wir hatten nur sechs Vorbereitungsspiele“, zählt Thiemann auf, „sonst waren es elf oder zwölf. Spielerisch sind wir im Minus.“

DER KADER

HSG Hunte-Aue Löwen

Zugänge: Max Wiese (RW Damme), Silas Steinke (TuS Bramsche), Dennis Wulf (eigene zweite Herren)
Abgänge: Michael Romanov, Saulius Liutikas, Arunas Srederis, Andrius Gervé (alle ohne neuen Verein), Marco Uffenbrink (nur noch im Notfall), Tilman Dehmel (SG Achim/Baden)
Kader – Tor: Donatas Biras, Frederik Hohnstedt, Ben Garrels – Rückraum: Kamil Chylinski, Luis Lengauer, Stefan Beljic, Max Wiese, Marko Pernar, Jan Linné, Yury Pishchukhin – Kreis:Cedric Quader, Dennis Wulf, Oliver Born – Außen: Kevin Heemann, Patryk Abram, Fynn Semper
Trainer: Heiner Thiemann (69) seit Januar 2020
Co-Trainer: Denis Maksimovich (vierte Saison) und Andreas Geweiler (dritte Saison)
Betreuer: Jürgen Nackenhorst und Bernd Nitschke
Teammanager: Carsten Voss
Saisonziel: Mittelfeldplatz
Favoriten: keine

Hinzu kommt, dass gleich eine ganze Latte routinierter Spieler nicht mehr das Löwen-Trikot überstreift. Michael Romanov, Saulius Liutikas, Arunas Srederis, Andrius Gervé, Marco Uffenbrink und Tilman Dehmel sind beim Re-Start nicht dabei. Auf der Seite der Zugänge steht bisher nur ein Trio. Über Wiese, den Thiemann mal in der C-Jugend trainierte, sagt er: „Mit 1,95 Meter sehr groß und robust, starke körperliche Präsenz. An ihm werden wir viel Freude haben, aber er braucht noch Zeit.“ Steinke sei spiel- und zweikampfstark, zudem sehr schnell“. Und dann ist da noch Dennis Wulf, der aus der zweiten Mannschaft hochrückt. „Als Kreisläufer ist er enorm abwehrstark und hat’s drauf“, lobt Thiemann.

Die Trainersuche ruht

Anfang 2020 hat Heiner Thiemann das Traineramt nach dem Rückzug von Dag Rieken übernommen – seither ist er wieder verantwortlich für die Löwen. Es gab aussichtsreiche Gespräche über die Rieken-Nachfolge – doch dann kam Corona und warf alle Planungen über den Haufen. Weil es wegen der Pandemie noch immer einige Unwägbarkeiten gibt, hat Thiemann die Trainersuche nicht forciert: „Bevor wir da keine klare Richtung haben, werden wir keine Experimente machen.“ Heißt: Der 69-Jährige bleibt als Coach an Bord. Ebenso Denis Maksimovich und Andreas Geweiler, die das Trainerteam komplettieren.

Insgesamt, das gibt der Coach aber zu, „ist der Kader zu dünn“. 16 Spieler inklusive Keeper, dazu der Verlust vieler etablierter Kräfte – müssen sich die Löwen wieder auf Abstiegskampf einstellen? Thiemann hofft nicht: „Wir versuchen, einen Mittelfeldplatz zu erreichen.“ Und das, betont der Barnstorfer, sei trotz der „vielen Zwischentöne“ auch möglich – unter gewissen Voraussetzungen allerdings: „Wenn alle fit sind, haben wir eine gute Mannschaft, die jeder anderen in der Oberliga große Schwierigkeiten bereiten kann. Außerdem haben wir eine sehr gute Stimmung im Team. Alle sind bereit zu kämpfen und freuen sich auf die neue Saison.“

Natürlich wird weiterhin die Corona-Pandemie präsent sein. Die befürchtete vierte Welle könnte der Hallensportart Handball erneut zusetzen. Doch Thiemann glaubt nicht, dass es so heftig wird wie vor einem Jahr: „Ich habe das Gefühl, dass mit diesem Thema sorgfältig umgegangen wird. Bei uns sind beispielsweise alle geimpft. Und ich bin zuversichtlich, dass wir diesmal mehr als zwei Spiele bestreiten dürfen.“

DAS ERSTE SPIEL

Start in Schwanewede ohne Chylinski und Abram – Linnés Einsatz noch offen

Schon wieder Schwanewede! Wenn die HSG Hunte-Aue Löwen am Sonntag (15.00 Uhr) in die neue Saison der Handball-Oberliga startet, trifft sie auf den gleichen Auftaktgegner wie im Vorjahr. Das satte 28:40 bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen war damals eine ganz schöne Abreibung, diesmal hoffen die Löwen auf ein besseres Ergebnis. „Wiedergutmachung ist ein Thema, klar. Jeder kann sich noch an diesen desolaten Auftritt erinnen“, sagt Kapitän Cedric Quader. Dass es nun erneut nach Schwanewede geht, findet der 29-Jährige schon ein bisschen kurios: „Ich habe das Gefühl, dass wir dort ziemlich häufig starten. Aber ich freue mich drauf: schöne Halle, gute Stimmung.“

Definitiv ausfallen mit ihren Blessuren werden Kamil Chylinski (Oberschenkel), Patryk Abram und Neuzugang Silas Steinke (beide Knie). Der Einsatz von Jan Linné (Knöchel) und Max Wiese (Schulter und Fuß) ist fraglich. Deshalb fahren zwei Zweitherren-Spieler mit.

Insgesamt, glaubt Quader, stehen die Löwen vor einer sehr harten Saison: „Es wird brutal schwer. Jeder Punkt, den wir sammeln, ist wertvoll – und einer gegen den Abstieg. Große Sprünge werden nicht drin sein.“ Seine Titelfavoriten sind Delmenhorst, Oldenburg und Altjührden.

Quaders letzte Runde

Die neue Oberliga-Saison wird die letzte sein für Cedric Quader (Bild). Der frisch wiedergewählte Kapitän der HSG Hunte-Aue Löwen will kürzertreten und seine Freizeit genießen. „Bei diesem Plan bleibt es. Ich habe mir ein Wohnmobil gekauft und will am Wochenende auch mal spontan verreisen, einfach flexibler sein“, sagt der 29-jährige Kreisläufer, der im November 30 wird. Er würde wohl mal aushelfen, wenn Not am Mann ist – aber: „Nach dieser Serie bin ich erst mal komplett raus. Doch nun steht im Vordergrund, dass wir die Saison positiv gestalten.“